Opera dei Pupi

In den Andenkenläden gleich neben dem Dom werden Marionettenfiguren in allen Größen angeboten. Es sind Ritter aus Holz mit Blechrüstung, Schild und wehendem Stoffumhang. An dicken Drähten kann man sie gegeneinander kämpfen lassen. Die Namen der Helden sind jeweils an die Figuren angeheftet. Auf unserem Dachboden liegt noch eine Figur von unseren Kindern als sie klein waren. Natürlich durfte sich unser Enkel im vorletztenJahr in Catania auch einen Ritter aussuchen.

vor vielen Jahren unseren Kindern geschenkt

vor vielen Jahren unseren Kindern geschenkt

Tano erzählt mir, wie er sich als Kind an einen fremden Erwachsenen anschloss, um kostenlos ins Theater „Opera dei Pupi“ gehen zu können.

Jetzt sah ich die echten, sehr ausdruckvollen Puppen in der Ausstellung „pupi siciliani della marionettistica fratelli Napoli“.

Die 60 antiken Puppen, die alle von der Familie Napoli gesammelt und teils auch angefertigt wurden, sind menschengroße Holzfiguren, unterschiedlich bekleidet, je nach Rolle die sie darstellen. Gaetano Napoli gründete 1921 das Marionettentheater. Die Tradition setzen jetzt die Nachkommen in vierter Generation fort.

Die catanesischen Puppen sind viel größer als die palermitanischen und sind deshalb viel schwerere zu führen, so dass die Marionettenspieler nicht gleichzeitig auch die Texte sprechen können.

Die Geschichten, die gespielt wurden und noch werden, sind aus der karolingischen Zeit. Die Hauptfiguren sind Karlo Magno (Karl der Große) und sein Neffen Orlando (Roland) mit seinen Paladinen (Rittern). Der Rivale von Orlando um die schöne Angelica ist Rinaldo. Gano die Magonza ist der Verräter und die Sarazener die Feinde.

Die alten Geschichten malte man früher auf die zweirädigen Karren. Vor 40 Jahren konnte ich noch welche im Gebrauch sehen, aber ohne Bemalung. Meine Schwiegermutter brachte mir einmal als Mitbringsel einen Miniaturkarren mit. So schön bearbeitet findet man ihn jetzt nicht mehr in den Andenkenläden.

Seit 2008 ist das Puppenspiel auf der Liste der Unesco „Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ aufgeführt.

Die Ausstellung sahen wir in der neu restaurierten Vecchio Dogana, dem alten Zollamt. In den großen Hallen unter einem großen Glasdach finden jetzt Ausstellungen und Veranstaltungen statt, es gibt ein Kino, Restaurants und Geschäfte. Die Dogana liegt direkt am Meer, der Blick ist uns aber leider entgangen. Tano war so vertieft in eine Diskussion über die Ergebnisse der Wahlen, dass es schon sehr spät war, als wir zu unserer Pension Palazzo Zappalá zurückkehrten.

Der Weg über die viel befahrene Hauptstraße zur und von der Dogana war für uns Ampelgewöhnten ein Wagnis. Ingrid und ich wunderten uns, wie das gut gehen kann, eine Innenstadt fast ohne Ampeln.
Als meine Schwiegermutter noch lebte und in Rottach-Egern über die Hauptsraße ging, bekam ich jedes Mal einen Schreck, wenn sie mit Handheben die Straße überquerte.