Riccardo Milazzo

IchIchIch

Etwas über mich, mein Leben, und die Kunst

Ein kleiner Lebens-kreuz-und-querlauf…

…denn Lebensläufe sind mir wohl zu konformistisch. Vielleicht eines meiner größten Macken: immer muss ich’s anders machen, wo andre schlafen, will ich wachen. Zum Leidwesen meiner Mutter, denn geboren bin ich gegen Mitternacht im Krankenhaus in Tegernsee am Fuße der Alpen.

Natürlich suchte ich mir wieder einen sehr schönen Ort aus, um geboren zu werden und aufzuwachsen… Mein schönes Tal inspirierte ja schon viele Dichter und Maler. Ach ja… um der Idee des Lebenslaufes irgendwo doch noch gerecht zu werden, das Jahr meiner Geburt: 1986, an dem Tag, den die Amerikaner als ihren Unabhängigkeitstag feiern, was irgendwie zu mir passt, auch wenn es mich nie so wirklich nach Westen gezogen hat, eher nach Osten.

Nach dem erfolgreichen Vergessen meiner Schulzeit und dem Abbruch einer Lehre als… ich glaube, es war irgendwas mit Autos, machte ich mich auf, neue Horizonte zu finden und zu ergründen, was ich eigentlich will. Denn es war mir immer schon klar, dass ich nicht einen normalen Weg gehen will oder kann.

Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit, die erste traurige Liebe, den älteren Freund, der mir Whiskey aus dem Dorfladen besorgte, und die Gesichter meiner Lehrer, als ich mir mitten im Unterricht eine Zigarette angezündet hatte, um aus dem Gymnasium geworfen zu werden und später den besten Quali meines Jahrgangs zu schreiben, was ohne Lernen recht gut ging. Danach meinte man, ich müsse noch weiter in die Schule; zum Glück fand ich eine verständnisvolle Ärztin, die mir chronisches „Nicht in die Schule gehen wollen“ attestierte. (Der lateinische Fachbegriff hierfür ist mir leider entfallen.)

Eine weitere Begebenheit aus der Schulzeit will ich hier auch noch erwähnen: Einst meinte mein Kunstlehrer, wir sollten ein Selbstportrait zeichnen, ohne Spiegel oder Photo! Das war mir nun wirklich zu blöd. Überhaupt wollte ich kein Selbstportrait machen. Ich nahm den Block, zeichnete darauf eine Linie als angedeuteten Hügel oder Lebensweg und darauf ein winziges Männchen mit Zigarette und Hut, und alle fanden es gut. Sogar der Kunstlehrer sah davon ab, mir eine schlechte Note wegen Themaverfehlung zu geben und lies die Arbeit unbewertet.
Eine Abwandlung meines damaligen Protestbildes hing in der 63. Tegernseer Kunstausstellung. Das Feedback war erstaunlich und das Bild wurde bereits bei der Vernissage verkauft!

Gezeichnet hab‘ ich eigentlich schon immer, damals vor allem in Schulhefte, Schulbücher, auf Schulbänke und Schränke. Erst zu Zeiten meiner  bereits erwähnten Lehre, die mich letztendlich davon überzeugte, einen alternativen Weg zu gehen, widmete ich mich für geraume Zeit gar nicht mehr dem Zeichnen, dafür aber der Musik. Meine Eltern gaben mir Zeit, mir zu überlegen, welche Lehre ich machen könnte, Bewerbungen zu schreiben und so weiter.  In Wahrheit aber beschäftigte ich mich mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens: Wie ist unser Kosmos aufgebaut und was ist seine Funktion, was oder wer ist Gott, und was ist der Sinn oder Unsinn des Lebens usw.

Für drei bis vier Jahre ging ich nun intensiv den erwähnten Fragen nach, was ich als mein philosophisches und physikalisches Studium bezeichne, obwohl nie ein Universitätsgebäude betreten. Ich studierte lange Zeit in einem Aschrama in Stuttgart und unternahm vier ausgedehnte Reisen nach Nord- und Ostindien.

Heute kann ich sagen, dass ich schon im ersten Jahr mehr lernte als in meinem restlichen Leben… darunter nicht nur spezifische philosophische Dinge, sondern auch Praktisches, wie z.B. die Kunst zu Kochen.

Eigentlich wollte ich, um es mal anders zu formulieren, auf der „Uni“ bleiben und irgendwann „Professor“ werden, doch meine Kunst holte mich wieder ein. Ich ging nach Berlin, um Musik zu machen. Nun hieß es, wieder im weltlichen Leben anzukommen. Doch für einen „normalen“ Beruf war ich nun eindeutig überqualifiziert.

Ich versuchte es mit Kochen, doch die deutsche Küche war mir zu plump, und eine Stelle, bei der ich mich ohne Ausbildung ausleben hätte können, fand ich auch nicht. Danach unternahm ich einen Abstecher in die Heilkunde… nachdem ich jedoch merkte, dass ich mich erst selbst heilen müsste, ging ich wieder in meine bayrische Heimat.

Seit 2010 zeichne ich nun wieder und, obwohl mein Herz mehr bei der Musik liegt,
scheint es so, das ich mit der Kunst wohl endlich mein wahres Talent gefunden habe.

Sehr viel habe ich dabei meiner Mutter zu verdanken, und wie hätte es auch anders kommen können, da ich sozusagen in der Werkstatt meiner Eltern aufgewachsen bin, einem Haus, das eher einem Museum gleicht. Ohne die Unterstützung des Elternhauses wäre es mir wohl nicht möglich mich ganz der Kunst zu widmen. Doch dem Wunsch meiner Mutter, mich bei einer Kunstakademie zu bewerben, konnte ich dann doch nicht nachkommen. Einerseits aus Gründen meiner Vorgeschichte und schulischen Prägung heraus zu verstehen, andererseits aus dem Grund, dass ich mich ganz meinem eigenen Stil und meiner autodidaktisch erlernten (oder gefundenen) Technik, und Herangehensweise verschieben habe, „meinen
eigenen Weg zu gehen“.

Meinem Studium habe ich auch sehr viel, vor allem in Sachen der Herangehensweise, zu verdanken. Wichtige Punkte sind dabei z.B. ein gewisses Verständnis unseres multidimensionalen Universums usw.

Ein weiterer Grund, warum ich gerne zeichne, ist meiner Arbeitsweise zu verdanken, die ich seit 2012 zunehmend anwende. Ich verbinde sozusagen meine Leidenschaft zur Musik, indem ich das Hören meiner geliebten Schallplatten zum wichtigen Element meines Schaffensprozesses mache. Bei abstrakten Arbeiten richte ich zum Beispiel den gedanklichen
Fokus nicht auf das Papier, sondern benutze den Stift sozusagen wie einen „Seismograph“ meiner Gefühle und konzentriere mich dabei auf die Muse.

Speziell zu meiner Technik kann ich sagen, dass ich ein Liebhaber der Vielfalt und auch der darin enthaltenen Gleichheit bin. Einerseits male ich oft mit einer einzigen Bleistiftstärke, andererseits mag ich alles, was man als Stift bezeichnen kann. Ich male manchmal abstrakt und manchmal gegenständlich, cartoonistisch, psychedelisch, surreal und kindlich naiv. Ich behandle die banalsten Themen und tiefsinnigsten Gedanken.
Man mag missverstehen, dass ich meinen Stil noch nicht gefunden habe, doch genau in dieser Vielfältigkeit sehe ich meinen künstlerischen Weg. Und ich will immer offen für Neues sein. Gestern zum Beispiel habe ich keramisch-bildhauerisches Arbeiten ausprobiert, schaung ma moi wos i morgen moch!

Wichtig ist mir auch, dass sich der Betrachter selbst in meinen Bildern wiederfindet und seine eigenen Deutungen sucht. Menschen einerseits zum Nachdenken anzuregen, andererseits mit
witzigen Pointen zum Lachen zu bringen.
Ich selbst finde die Kunstszene oft sehr ernsthaft und vergeistigt (bitte nicht abwertend zu verstehen). Meine Intension ist es auch, einfach witzige Dinge salontauglich zu machen.
Und mein großer Wunsch ist, die Kunst für eine breiteres, junges und altesPublikum genießbarer zu machen.
Oder einfach Gsogt, De‘ Leid zu inspirieren.

 

Meine Bilder, eine Auswahl:

Maus DämonHalbes HerzKiste mit seltsamen Dingen

 Die „Maus“ Serie,

entstanden im Frühjahr 2012 in Berlin

Maßgeblich hat mich der Entstehungsort mit seinen Kontroversen inspiriert, aber auch meine innere Hin- und Hergerissenheit zu meiner bayrischen Heimat, was bei dem Bild „Halbes Herz“ zum Ausdruck kommt.

Zum ersten Mal verwendete ich bei „Maus Dämon“ ausschließlich Bleistift, was sich sehr von meinen bisherigen „Sehr Bunten“ Werken abhebt. Vielleicht wegen der grauen Stadt Berlin die mich wiederum in ihrer Komplexität zu dem Detailreichtum inspirierte, was nun Teil meines weiteren Schaffens geworden ist.

Zu erwähnen ist auch, dass ich nur eine Bleistiftstärke „HB“ benutze. Damals aus Mangel an Material, Heute aus der Faszination heraus mit einem „Billigen“ Stift eine Vielzahl an Effekten zu schaffen.

Einerseits lädt die „Maus“ Serie dazu ein, sich in eine Fantasiewelt zu vertiefen und seine eigenen Geschichten dazu zu „schreiben“, andererseits erlauben die vielen Details der Bilder eine breite intellektuelle Interpretation. Zum Beispiel können die Mäuse für die eigenen Wünsche, und der Dämon für die Gier stehen… was auch eine „Lustvolle“ Interpretation erlaubt. Jedoch kann man auch eine gesellschaftliche Ebene finden: obwohl die Mäuse stets in Gefahr sind vom „Dämon“ gefressen zu werden, drehen sie wie freiwillig ihre Runden in dessen Rad, sind im Bann seines Zaubers.

Das Herz, die schöne Seite des Lebens oder der Gesellschaft… zu beachten der kleine Geldbaum auf einem der Fensterbretter (alles kommt von selbst), ist jedoch zerrissen.

Ich will betonen, dass ich hier nur ein paar eigene Interpretationen anbiete, es mir jedoch sehr wichtig ist, dass sich jeder selbst in meinen Arbeiten wieder finden oder erweitern kann, und seine eigene Interpretation findet.

Darum will ich nicht viel mehr sagen und den Betrachter selbst in der „Kiste mit seltsamen Dingen“ wühlen lassen.

Alles in allem präsentiere ich ein Werk das mich in meinem Schaffen sehr beeinflusst hat und für mich etwas Bedeutendes darstellt.

Oben: Maus Dämon teil 1-3(Bleistift auf Papier 2012)

Mitte: Halbes Herz(Bleistift und Tusche auf Papier 2012)

unten: Kiste mit seltsamen Dingen(Bleistift und Tusche auf Papier 2012)

und Weiter….

Um an die vorherigen Werke anzuknüpfen; will ich nun eine Teil meiner weitern Auseinandersetzung mit der damals verwendeten Technik präsentieren:

Digital StillCameraZu den Elementen, die den direkten Bezug zu meinem Erstwerk der Maus Serie herstellen, bei dem ich jene „Welt“ entdeckte; kommen nun viele weitere Eindrücke meiner Streifzüge durch die Phantasie hinzu.


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  Bänderextase1 (Bleistift auf Papier 2013)

Bei dem Werk: ,,Bänderekstase 1“ bewege ich mich noch in gewohnt kleinem Format… Jedes der Bänder stellt eine Zauber da, die den Kunstinteressierten hoffentlich zum genaueren Betrachten fesseln, um alsdann bei dem Bild: ,,Hase“ in jenen wandelnden Palast einzusteigen, dort mit mir zu Feiern, und sich langsam zu meiner bisher größten Arbeit: ,,Househead“ tragen zu lassen.

Digital StillCamera

Wieder will ich zum offenen und kontroversen Interpretieren und Philosophieren anregen; darum verrate ich nicht viel mehr und überlasse den Rest der Wanderung dem Betrachter.

(Links)
Hase (Bleistift auf Papier 2013)
(Unten)
Househead (Bleistift auf Papier 2013)

Digital StillCamera

Nach dem großformatigem Bild „Househead“ , steht jetzt, mit der Serie: „Die Choreographin’’ das kleine Format im Mittelpunkt. Farbenfroh, spontan und schwungvoll, repräsentiert es den eigentlichen Schwerpunkt meines derzeitigen Schaffens und stellt den Kontrast zu den größeren detaillierten Bleistiftzeichnungen auf die ich gleich den Bildern “Sylvias wunderschöne lange Haare“ und
“30 Birds + 1’’ weieter eingehen werde

Immer mehr findet auch das Humoristische Einzug in die zeitgenössische Kunst und verleiht jenem Teil des Menschen Ausdruck, welcher in einer vergeistigten und bier-ernsten Kunstwelt zu kurz gekommen ist.

Digital StillCamera

Die Choreographin (Bleistift und Tusche auf Papier 2012) 

Entstanden aus einer Studie von Form und Farbe bei der ich in einer spontanen und gefühlsorientierten Herangehensweise ein Portal für die in mir verborgenen Emotionen suchte; verbanden sich in jenem Prozess der Farbekstase allmählich die Formen zu menschlichen Silhouetten

Überrascht bannte ich die entstandenen Figuren mit einem klaren Bleistiftstrich, gab ihnen Gesichter und Persönlichkeit.

Entstanden war die Serie „Die Choreographin’’. Als Verbindung der abstrakten expressionistischen Improvisation aus Farbe und Form, und der klaren gezielten Linie welche das Emotionale in eine Welt des Begreifens zu übersetzen versucht; wollen jene Bilder den Betrachter inspirieren in seiner eigenen geistigen Welt Schwung und Freude zu finden, sich der Führung seiner Inspiration „Choreographin’’ anzuvertrauen.

Generell braucht man für einen Großteil meiner Arbeiten einem gewissen Spritzer Humor und Selbstironie, ein gutes Beispiel hierfür ist das Bild:
30_Birds_plus_Eins30 Birds + 1 (Bleistift auf Papier 2013)

Schon der Titel bewegt den Betrachter zum genauen Hinschauen und Nachzählen. Sind dort wirklich 31 Vögel zu sehen? Hat sich der Künstler etwa verzählt? Im Inneren des Großen „Birds’’ sind nur 29 Kleine Raben also kann „Plus Eins„ nicht für das Gesamte stehen ist es doch schon addiert. Was ist nun mit dem einunddreißigsten gemeint?
All dies stellt eine Anspielung auf die Wechselwirkung zwischen Bild und Betrachter dar, und lädt ein, sich und seine Schwächen einmal in selbstironischer Weise zu hinterfragen, und so manche Verrücktheit auf liebevolle Weise als Teil seiner Persönlichkeit zu akzeptieren.

Oft läst einem das Leben so manche Erkenntnis auf unerwartete Weise und an Orten zukommen, die vielleicht ordinär oder unpassend erscheinen mögen. So läst mir mein “Verrücktes Bild’’ auch den Freiraum in eine tiefere Ebene der Interpretation einzutauchen. So kann ein einfaches Tier zum Gleichnis des Universums, seiner Bestandteile und der Beziehung des Ganzen zum individuellen Selbst werden.

 Sylvias_wunderschöne_lange_Haare
Sylvias wunderschöne lange Haare
 

(bleistift auf Papier 2013)


Der Name Sylvia ist ursprünglich dem Lateinischen Silva, übersetzt „Wald’’ abzuleiten: Sylvia, die Königen des Waldes. Nun geht es hierbei natürlich nicht um einen Wald aus Bäumen und Gestrüpp; es soll ein Vergleich mit all unseren inneren Eindrücken und Bildern hergestellt werden. Jenen, in der Bedeckung unseres Herzens auf ewig gespeicherten Geschichten, die zusammen mit all den visualisierten Wünschen und Träumen ein unüberschaubares Dickicht bilden.

Schon die grundlegende Form der Zeichnung besteht aus einer in Linie gebrachten Emotion, ergänzt durch wenige gezielte Linien die das Bild einer Person entstehen lassen.

So kann sich der Betrachter in jenen Bilder-Wald vertiefen und wie auf einer Reise durch diese Innere Welt vielleicht auch eigene Gefühle oder Wünsche entdecken.