Catania, die Stadt von St. Agatha
(von Tona)
Was für ein Glück, wir konnten die lang verschlossene Kirche Badia di Sant`Agata (Abtei von St. Agatha) endlich von innen sehen. Sie war jetzt renoviert, eine der schönsten Kirchen von Giovanni Benedetto Vaccarini.
Im Gegensatz zur wuchtigen konkav und konvex geschwungen Fassade wirkt der Innenraum mit den weiß verputzten Wänden, den weißen Gipsfiguren und dem Marmorboden sehr leicht und licht. Die dunklen Eisenbalkone ganz oben an den Fenstern verstärken den Eindruck.
Diese „Badia“ ist nur eine der sechs Kirchen in Catania, die der heiligen Agatha gewidmet sind. In der rechten Seitenapsis des Doms, in der Agatha-Kapelle, werden die Reliquien der Heiligen in einem kostbaren Schrein aufbewahrt.
Drei Tage lang feiern die Catanesen „Santuzza“ zu Ehren ihre Schutzpatronin Agatha, mit Umzügen und Feuerwerk. Es war schon immer mein Wunsch einmal dabei zu sein. Vor einigen Jahren erlebte ich das Fest.
Der Festzug war so lang, dass ich nur einige der 11 so genannten Cannalore (Candelore) der verschiedenen Handwerkszünfte vorbeiziehen sah. Dass diese bis zu sechs Meter hohen Holzgestelle sehr schwer waren, sah man den Männern an. Ging es bergauf, mussten sie anlaufend Schwung nehmen.
Die Candeloren waren reichlich verziert, mit barocken Schnitzereien, Blumen, Fahnen und Bildern, die sehr realistisch das Martyrium der heiligen Agatha zeigten.
Die Heilige wies als Christin die Brautwerbung eines römischen Statthalters zurück und wurde deshalb gemartert indem man ihr die Brüste abschnitt.
Im Diözesanmuseum und auch in der Kunstausstellung der Akademie sahen wir Bilder auf denen die Heilige ihre Brüste auf einem Teller trägt. In Catania kauft man an der Bar ein süßes Gebäck in Form eines Busens mit einem Knubbel obenauf.
Den Zug begleiten tausende von Menschen, die Männer mit weißen Nachthemden, schwarzen Schlafzipfelmützen, weißen Handschuhen und kleinen weißen Tüchern. Die Frauen tragen grüne Kleider. Es wird damit an die Rückgabe der Reliquie der Agatha an die Stadt erinnert, die damals mitten in der Nacht am Hafen ankam.
Die Gläubigen spendeten Kerzen und klebten Geldscheine an die Figur der Heiligen. Ich spendete meine Kerze nicht, ich nahm sie als Andenken mit nach Deutschland.
In der Chiesa San Francesco in der Via Crociferi, Catanias schönster Straße, waren zwei Candelore abgestellt. Weil die Tür offen stand traten wir ein und freuten uns den der Nudelmacher und den der Geschäftsleute so nah zu sehen.
Die kurze Via Crociferi, Fußgängerzone und von prächtigen Palästen und vier Barockkirchen gesäumt, ist die die schönste Straße Catanias und dazu eine der ältesten. Wieder treffen wir auf den Namen Giovanni Benedetto Vaccarini.