Vom Museum „Punta della Dogana“ zum Lenbachhaus

Punta della Dogana

Tano und ich gehörten zu den ersten Besuchern des Museums „Punta della Dogana“, das 2009 von Francois Pinaults in Venedig eröffnet wurde. Wir waren damals so begeistert, dass wir es jetzt zum dritten Mal besuchten.

Wiederum hat uns der Bau sehr beeindruckt. Der japanische Architekt Tadao Ando hat das Zollhaus aus dem 17. Jahrhundert umgebaut. Er stellte, einfach gesagt, einen zweigeschossigen Beton-Bau in das alte Gebäude hinein. Die alten Mauern aus roten Ziegeln und die wuchtige Holzbalkendecke harmonieren wunderschön mit dem blank polierten Beton des Neubaus. Die halbrunden Fenster zum Canal Grande und zum Meer wirken wie gemalte Bilder.

Im Zweijahresrhythmus wechseln die Ausstellungsstücke. „Primateria“ las ich als Titel auf dem Handzettel des Museums. Erst Daheim konnte ich es als Prima Materia entziffern.

Da wurde mir erst klar, wie großartig Roni Horns Installation „Well and Truly“ (2009/10) in das Konzept der Kuratoren passte. Bei ihren halbkugeligen Glasblöcken meinte man, über den Rand gefüllte Schalen mit Wasser zu sehen. Ich hatte Angst daran zu stoßen, als könnte beim leichtesten Hauch das Wasser überschwappen.

Ebenso aus Glas waren die Kristallschädel von Sherrie Levine. Ihre durchscheinenden Totenköpfe waren einzeln in Vitrinen ausgestellt. Ob jeder gleich oder anders geformt war, konnte ich nicht ergründen.

Vor kurzer Zeit las ich einen Artikel über die Appropriation Art (bewusstes Kopieren). Sherrie Levine wird dieser Kunstrichtung zugeordnet.

Künstler bleiben in meinem Gedächtnis, wenn ich deren Werke in einer anderen Ausstellung wieder entdecke. So ging es mir eine Woche später im Lehnbachhaus, als ich ähnliche Selbstbildnisse und fast gleiche Zahlenbilder von Roman Opalka wie in Venedig sah.

Er zeichnete mit weißer Farbe tagebuchartig Zahlen von 1 aufwärts, auf immer helleren Untergrund. Die Bilder, die ich sah, waren schon weiß auf weiß. Vorletztes Jahr starb der Künstler.

Sollte ich wieder nach Venedig kommen, Punta della Dogana möchte ich noch einmal sehen.

 

Lenbachhaus

Die Jahreskarten für das Lenbachhaus hatten wir schon im Januar gekauft, als das Lenbachhaus noch im Bau war. Vier Jahre dauerten die Restaurierungen durch den Architekten Normen Foster.

Am bisher heißesten Tag des Jahres machten wir uns auf den Weg. Schon mal gut war die angenehme Temperatur in den Zimmern. Eigentlich wollte ich hauptsächlich auf die Gestaltung der Räume achten, vergaß es aber. Zu schön war das Wiedersehen mit den bekannten Bildern der Künstler des Blauen Reiters und der neuen Sachlichkeit. Ich fand Hubbuch-Ölbilder und ein Bild von Willi Geiger, dem Vater von Rupprecht Geiger. Von beiden Künstlern hängen Grafiken in unserem Wohnzimmer.

Im Raum, in dem die Zahlenbilder von Roman Opalka hingen, waren Arbeiten von On Kawara. Auf schwarzen Schachteln stand jeweils ein Datum, z. B. 14.Nov.68. Einige dieser Datumsbilder sah ich schon im MMK, dem Museum für moderne Kunst in Frankfurt. Ich hatte gelesen, dass es bisher schon 2000 Datums-Bilder gibt. Das Thema „das Vergehen der Zeit“ und die Umsetzung durch den verstorbenen Opalka und den 80 jährige Kawara gefallen mir und berühren mich.

Es gäbe soviel zum Erzählen: Erwin Wurms witzige Gurke, Gerhard Richters schwindelerregendes Streifenbild „Strip2012“, Ceal Floyers bunte Punkte „Ink on Paper“ und, und …

Gut, dass wir eine Jahreskarte haben.

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