Tonas Krippe im Tegernseer Museum

Wohnungssuche, Geburt und Flucht, zusammengefasst in einer Straßenszene, als wäre sie heute geschehen. Ich danke dem Vorstand des Krippenvereins, Herrn Christoph Rouleaux, der meine Figuren zusammengestellt und den Text geschrieben hat.

Maria, hochschwanger, und Josef erkundigen sich bei der Stadtinfo (Mitte der Szene) nach einer Wohnung. Viele andere Menschen stehen aber bereits auch schon an und fragen nach einer Bleibe. Am rechten Stadtrand haben sie schließlich ein kleines Zimmer erhalten; es bleibt wenig Zeit, denn sie müssen sich wieder auf den Weg machen und stehen mit vielen anderen Leuten und einer Schulklasse am Bus an; wer weiß, wo sie der Weg hinführt!

Die Jahre vergehen

Die Jahre vergehen, fast vergessen hatte die Familie ihre gemeinsame Ausstellung 2022 in der Raiffeisenbank Gmund. Gemeinsam mit gmundart ermöglicht die Bankfiliale in Gmund die Ausstellung in ihren Räumen. Tano konnte seine Mosaikkugeln, Pina und Riccardo ihre Bilder und Tona ihre Plastiken ausstellen.

Gut, dass Frau Dr. Ziegler unsere Ausstellung in einem Artikel der Kulturvision festgehallten hat: https://www.kulturvision-aktuell.de/milazzos-familienausstellung-raiffeisenbank-gmund-2022

Catania 2023

Schnell vergingen die Tage in Catania. Voller schöner Eindrücke ging es wieder zurück nach Deutschland. Beim Blick aus dem Flugzeugfenster wurde mir leicht mulmig. Ich lenkte mich ab und stellte mir vor, ich läge in einer Badewanne voller Schaum. Mal waren die Schaumwolken hoch, mal dicht, mal locker oder ganz weg, so dass ich darunter auf den dunkelblauen Wannenboden sehen konnte. Ich dachte an Van Goghs gemalten Himmel und an Yves „kleines Blau“.

Die Stimme des Flugzeugkapitäns riss mich aus meinen Träumen. Am Zielhafen Memmingen sei das Radar ausgefallen und wir müssten in Friedrichshafen landen. Ich schnallte mich fester an. Mit Verspätung kamen wir aber dann doch heil in Memmingen am Flughafen an.

Wir hatten wieder eine wunderschöne Zeit in Catania verbracht. Die Höhepunkte waren, und das war schon etwas ganz Besonderes, die Einladungen von Tanos Nichten und Neffen.
Wir genossen zwei schöne, lebhafte, und lange Abende mit sizilianischen Spezialitäten am langen Tisch. Unsere Groß- und Urgroßnichten und -neffen kannten wir nur vom Namen. Ich brachte sie alle durcheinander und musste fragen, wer zu wem gehört. Meine Kinder und ich erhaschten auf der Dachterrasse von Nichte Marisa kurz bevor es dunkel wurde einen Blick auf den Ätna und das Meer. Ganz lieb war, dass ich meinen Geburtstagskuchen mit einer sprühenden Fontäne anschneiden durfte. Bei Nichte Elvira konnten wir uns bei der Essenswahl schwer entscheiden, was wir nehmen sollten. Gut, dass der Abend so lang war.

Das letzte mal trafen wir uns vor 6 Jahren. Corona hatte uns ausgebremst und in Zukunft wird es unser fortgeschrittenes Alter sein.

Ganz viel hat sich in der Stadt nicht geändert. Die Bars und die Bettler standen noch an den gleichen Stellen. Auf dem Markt erkannte der Käseverkäufer noch Tano. Den frisch gepressten Orangensaft gab es auch noch beim gleichen Kioskbesitzer. Den kleinen preiswerten Kleiderladen, aus dem ich jetzt noch Sachen im Schrank habe, gab es leider nicht mehr. Die großen Geschäfte hatten andere Namen, gleich wie bei uns in München. Lebensmittel kauften wir bei Lidl und Penny ein.

Der Autoverkehr ist noch dichter geworden. Als uns die Großnichte abholte, verlor ich die ganze Orientierung. Nur die große Via Etnea mit Blick auf den Ätna ist jetzt für Autos gesperrt. Sie wird gekehrt, gewaschen und gehört den Fußgängern. Wir genossen das Treiben, tranken Kaffee oder schleckten Eis in den Bar gegenüber dem wunderschönen Bellinigarten. Dort zeigte eine Riesenuhr an einem Teich die Uhrzeit an und darüber war das Datum mit Pflanzen dargestellt. Leider verpassten wir mein Geburtsdatum. Wir waren einmal einen Tag zu früh und einmal einen Tag danach da. Das heißt, ich muss noch einmal hinkommen. Am Sonntag schien es, als seien alle Catanesen unterwegs. Sogar die Geschäfte waren offen. Ob es immer so ist, oder nur wegen des Vatertags, der am Josefitag gefeiert wird, erschloss sich uns nicht. Wegen meines Geburtstags sicher nicht.

Beim täglichen Anblick des Ätnas kam der Wunsch auf, ihn mit der über hundert Jahre alten Schmalspurbahn zu umrunden. Das war ein Erlebnis! 3,5 Stunden dauerte die Fahrt auf der 100 km langen Strecke um den noch mit Schnee bedeckten Vulkan.

Reiselustig fuhren wir am nächsten Tag mit dem Bus nach Aci Trezza zu den Zyklopen-Felsen, die Polyphem voller Wut Odysseus nachgeworfen hat. Es war warm. Wir spazierten den Strand entlang und tranken Kaffee, bis der Bus uns zurückbrachte. Vor der Endstation stiegen wir aus, um am idyllischen Strand von Catania zu verweilen. Tano wollte mir dort vom Feigenbaum Blätter pflücken. Doch wir fanden nur kaputte Wege und zerborstene Treppen, ein Idyll für Katzen. Für die Fahrt zum Zentrum spuckte der Apparat der Metro nur einen leeren Zettel aus. Müde mussten wir eine andere Station suchen.

Eine ganze Woche hatten wir Zeit. Wir besuchten die Touristensehenswürdigkeiten, erholten uns im Dom beim feierlichen Amt mit dem Bischof, stiegen unter dem Dom zu den Thermen und sonnten uns auf den Stufen des griechischen Theaters.

Am letzten Abend spazierten wir zum Haus der Kultur und besuchten die digitale Ausstellung einer jungen Künstlerin aus Catania. Nach einem regen Gespräch mit drei Leuten im Hof des Kulturhauses und einem Geschenk, ein Buch über den catanesischen Künstler Emilio, endete unsere Woche in Catania.

Ausstellungsplakat im Palazzo della Cultura

Bei der Rückreise waren unsere Koffer schwer mit Käse, Artischocken und ….

Für Riccardo, der daheim das Haus hütete, brachten wir Orlando, eine kleine Figur aus der Geschichte Siziliens, mit und die zwei Oxidiane.

Mitbringsel für Riccardo - Orlando, eine kleine Figur aus der Geschichte Siziliens

Bei unserer Ankunft regnete es und jetzt beim Schreiben schneit es.

Venedig 2022

Tano und ich erlebten wunderschöne Tage in Venedig. Umgekehrt als früher organisierten diesmal die Kinder die Reise für uns. Sie bestellten den Nachtzug, suchten ein Hotel und waren auch in Venedig per Smartphone stets zu erreichen.

Die Biennale war unser Hauptziel. Für den ersten Tag nahmen wir uns die Giardini vor. Während Tano die Eintrittskarten kaufte, setzte ich mich auf die verwitterte Bank, auf der ich beim letzten Besuch vor Corona auch saß. Damals merkte ich nicht, dass sie frisch gestrichen war, und musste den ganzen Tag mit einem roten Abdruck auf meiner Hose durch die Giardini laufen.

Der Schweizer Pavillon, war der Erste, den wir besuchten. Die Bäume und das Gras im Vorgarten waren schwarz verbrannt und die Schotterkiesel am Boden knirschten unter den Sohlen. In den Innenräumen wurde es immer dunkler, am Schluss war es stockfinster. Nur langsam tasteten wir uns vorwärts. Im letzten Raum angekommen, blitzte rotglühend ein Riesenkopf auf.

Beklemmend war es dann auch im dänischen Haus. Ein riesiger Zentaur hing von der Decke und im Stall lag ein weiblicher Zentaur im Heu, scheinbar in den Wehen, denn aus dem Unterkörper ragte die Fruchtblase heraus. Alles war hyperrealistisch dargestellt. Jedes Haar konnte man erkennen.

Der venezolanische Pavillon mit den wunderschönen, fast naiven Bildern und Gegenständen gefiel mir besonders gut. Die Künstlerin war mir gleich sympathisch, sie war in meinem Alter.

Der Besuch im deutschen Pavillon war kurz. Ich hatte schon daheim viel darüber gelesen. Eigentlich wollten sie das ganze Gebäude entfernen und per Kran außerhalb des Geländes aufstellen.

Wir ließen uns viel Zeit. Wir wollten warten bis die Menschenschlange vor dem Hauptgebäude kürzer werden würde. So schlenderten wir von Pavillon zu Pavillon, vorbei am verschlossenen und bewachten russischen, schlüpften durchs Ohr ins brasilianische Haus rein und raus, und fotografierten den bewegten Meereshorizont im serbischen Haus.

Letztendlich stellten wir uns in die Menschenschlange, die leider nicht kürzer wurde, sondern inzwischen schon beim Gelände-Haupteingang endete.

Nun wurde die Zeit knapp. Im Schnelldurchgang durchquerten wir die einzelnen Kapseln. Etwas pausiert haben wir bei den Keramikarbeiten von Jana Euler. Auf einem Sockel standen 111 glasierte, zähnefletschende, stilisierte Haie mit dem Titel „great white fear“. Beängstigend fand ich sie nicht, eher die übergroße „Venedigfliege“ auf einem Bild daneben. Die Arbeiten von Paula Rego hielten mich auch auf. Ich konnte sie fast nicht ansehen. Es schien, als würde eine Mutter ihre Kinder fressen. Gluttony war der Titel.

Im Arsenal

Der zweite Tag im Arsenal war entspannender.

Ich war nicht die einzige, die an dem aus Erde gebauten Labyrinth roch. Angeblich war die Erde mit Zimt, Nelkenpulver und Kakao vermischt. Ich roch nichts, wahrscheinlich war der Duft schon verflogen.

Im Arsenal gab es auch noch viele Länderbeiträge. Wieder standen wir in der Schlange vor dem italienischen Pavillon. Als Tano und ich endlich vor der Eingangstür standen, durften wir nicht zusammen, sondern nur einzeln nach einer kurzen Wartezeit eintreten. Der Sinn erschloss sich mir nicht. Wahrscheinlich sollte man so die früheren Arbeitsbedingungen in Lagerhallen erfühlen können. In einer dunklen Halle waren Tische mit Nähmaschinen bestückt. Als Tano eine uns bekannte alte Singer-Nähmaschine entdeckte, spürten wir, dass diese alte Zeit noch nicht so lange vorbei ist.

Im letzten Raum war ein Wasserkanal. Man hörte, wie die Wellen an die Wände schwappten. Scheinbar konnten Schiffe zum Ein- und Ausladen direkt in die Halle fahren.

Lange hielten wir uns im Raum von Lettland auf. In einem wohnzimmerähnlichen Raum waren Tische und Regale mit Geschirr, Figuren und Kleinzeug aus glasiertem Porzellan vollgestopft. So viel Kitsch habe ich noch nie auf einmal gesehen und trotzdem – so lange wie dort haben wir uns nirgends aufgehalten und auch nirgends so viele Leute in einem Raum gesehen. Es gab aus Porzellan-Phalli zusammengesetzte Kronleuchter, Flaschen in Form von Brüsten, Teller ganz aktuell mit Malereien von Putin und Jeff Bezos, provokante verunstalteten Kreuze, Nachbildungen von Smartphones, kitschig bemalt, und und…

Wiederum war die Zeit für uns zu kurz. Aber mehr hätten wir auch nicht mehr aufgenommen. So jung sind wir auch nicht mehr.

Am dritte Tag besuchten wir die Museen in der Stadt

Punta della Dogana: Bruce Nauman

Der amerikanische Künstler Nauman probierte viele künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten aus. Im Museum Punta della Dogana sahen wir gleich beim Eingang seine Videoinstallation mit den Titel „ Contapposto Studies, I through VII“. Sie erstreckte sich über die ganze Haupthalle. Sie zeigt Männer, die im weißen T-Shirt und Jeans schwingend entlang gehen und dabei mit einem gestreckten und einen abgewinkelten Bein stehen bleiben. Erst daheim las ich, dass der Wechsel von Stand und Spielbein ein Gestaltungsmittel der Künstler in der Renaissance war z.B. bei Michelangelos’ David. Im zweite Video zeigt Nauman sich selbst in seinem Arbeitsraum wie er vor und zurück geht. Er selbst ist sozusagen das Kunstwerk.

Lange hielten wir das sich stets wiederholende Geräusch nicht aus. Erholsam war es, dass man nach oben gehen konnte, mit der herrlichen Aussicht auf San Marco und das Meer, wo sich der Canal Grande mit dem Canale della Giudecca trifft.

Palazzo Grassi am Canal Grande: Ausstellung von Marlene Dumas

Ich las, dass ihre rund hundert Bilder alle zwischen 1984 und 2021 entstanden sind. Davon 20 Porträts berühmter Homosexueller, die verfolgt wurden, wie z.B. der Schriftsteller Oscar Wilde. Ihre Hauptthemen waren Gewalt, Tod und Liebe.

Ich sah eher intime Momente. Die nackten Frauen in aufreizenden Posen sind nur mit wenigen Strichen angedeutet, fast durchsichtig mit überraschenden hellen Farben in Szene gesetzt. In einem so großen Palast, in dem an einer weißen Wand nur ein Bild hängt, wirkt es großartig. Das wäre für jeden Künstler mehr als ein Traum. Bei allen Ausstellungen, an denen ich mich beteiligen konnte, herrschte Platzmangel.

Offene Ateliertage im Landkreis Miesbach

Es war einmal …
2003 beteiligten wir uns schon einmal an den Ateliertagen in unserem Landkreis Miesbach, die damals im Rahmen des oberbayrischen Kulturtages durchgeführt wurden. Dadurch angeregt gründete damals Frau Dr. Ziegler die Kulturvision.

Das Jahr 2020 gab ihr und ihrem Team nun den Anstoß, noch einmal offene Ateliertage zu veranstalten. Wegen Corona mussten sie auf heuer, 2022, verschoben werden … wir, inzwischen alt gewordenen, machten wieder mit.

Viel vorbereiten mussten wir nicht. Unsere Plastiken, Reliefs und Mosaikarbeiten haben schon lange feste Plätze auf unseren Fensterbrettern und Säulen. Viele Figuren stehen auch schon jahrelang im Garten, inzwischen vermoost und verwachsen mit Pflanzen. Nur der Großputz vor den Ateliertagen brachte mich zum Schwitzen. Aber niemand hat meine sauberen Fenster und Böden bewundert.

Nur Pina musste ihre Bilder vom Speicher holen und sich freie Plätze dafür suchen. Interessant ist ihre Zeichnung, dessen Thema ich plastisch kopierte und gestaltete.

Für Riccardos Pigment-Zeichnungen blieb nur der große Esstisch übrig. Wie er seine 48 Bilder in Reih und Glied auflegte, gefiel allen. In Gedanken sah ich sie schon in einer großen Ausstellung eingeglast hängen.

Das Wetter war schön, so verlegten wir unsere Werkstatt nach draußen. So konnten wir den Besucher unsere Arbeitsweise zeigen. Es kamen nur wenige Besucher, so dass wir viel Zeit für jeden hatten.

Einen Besucher interessierten nur die drei Reklame-Luftballons am Gartentor. Die markierten Eingänge sollten das Finden der Ateliers erleichtern und die Kulturvision bekannt machen. Er nahm sie mit und hinterließ eine Reifenspur ganz knapp am Zaun.

Am zweiten Wochenende vertrieb der Regen nicht nur uns vom Freiluftatelier sondern auch die Besucher. Wären nicht noch die 1. Vorsitzende des Vereins Heimatmuseum Jagerhaus Gmund mit Kind, Kindeskind und Freundinnen gekommen, wären wir allein geblieben.

Die Heiligen Drei Könige 2022

Tona hat die Geschichte von den Heiligen Drei Königen aktuallisiert. Sie hat sie in einer Krippenszene ins Jahr 2022 versetzt. Pina hat sie in einem Video festgehalten.

Die Figuren hat Tona modelliert, glasiert und bei 1250°C gebrannt. Aus Asche und Ton hat Tano die Glasuren dafür hergestellt. Die Figuren sind ca. 6 cm groß.

Das zweite Coronajahr – Teil 2

Das zweite Coronajahr war ruhig, es gab nur eine Ausstellung, keinen Markt und keine Reise.

Im ersten halben Jahr waren wir noch recht produktiv. Es entstanden einige Plastiken (siehe vorangegangenen Beitrag).

Neben der Aktion “Kunst im Schaufenster“ beteiligten wir uns noch bei der Tegernseer Jahresausstellung.Tona mit „Komm tanz mit mir“, „Hommage an Rene Magritte“ und „Männer die regieren möchten“ und Riccardo mit den drei Zeichnungen „Pferd“, „Ferd“ und „Erd“ (Pigmentstifte auf Papier). Tano war unser Transporter und übernahm einmal die Aufsicht.

Am 19. Juli kam ein großer Einschnitt. Unser 30 Jahre alte Brennofen ging kaputt. Er schaltete sich nicht rechtzeitig ab. Die Arbeiten von mehrere Monaten verschmolzen mit den Ofenwänden, gleich einem Vulkanausbruch in Miniform. Die Scherben und unsere Stimmung waren am Boden.

Tano wurde schweigsam, vergrub sich ganz in die Arbeit mit seinem Vorrat von tausenden Mosaiksteinen, die er vorher selbst geformt, glasiert und gebrannt hatte.

Im August munterte uns die Freilichtschau „Higstäid am Seeweg“ etwas auf. Zweieinhab Monate standen unsere Figuren in Kaltenbrunn am Nordufer des Tegernsees. Sie überstanden Sturm, Regen, Hitze, Spaziergänger und spielende Kinder. Unser Wille zum Weitermachen war gestärkt. Nach dreimonatlicher Bestellzeit bekamen wir einen neuen Brennofen und neuen Schwung.

Ich ergänzte meine bayerischen Krippendarstellungen mit neuen Krippenfiguren wie Bettler, Kranke, Maskenträger, Hundebesitzer und, weil die Zeit so verwirrend war, einem Teufel im feinem Anzug.

Am Abend des alten Jahres wird der Faule fleißig. In den letzten Wochen vor dem neuen Jahr entstanden noch „Der Kolkrabe“ in Naturgröße und die „Pestärzte“ nach einer Zeichnung von Paul Flora. Der Rabe gilt ungerechterweise als Vorbote von Unheil und Krankheit und die Pestärzte knüpfen an unsere Zeit mit Corona an. Mit der allerletzten Arbeit „über den Wolken“ wollte Tona sagen, dass die Welt über den Wolken oder von oben herab anders aussieht als darunter.

Am heiligen Abend kam die Krönung des Jahres. Gabi Werner schrieb für die Tegernseer Zeitung einen sehr schönen Bericht über uns. Ihr letzter Satz gefällt mir. Manchmal müsse man eben umdenken. Sogar, wenn es um die Weihnachtgeschichte geht.

Der Neue

Wir waren traurig als unser Brennofen nach 30 Jahren kaputt ging. Beenden wir unsere künstlerisch Arbeit mit Ton? Tano entschied und bestellte einen „Neuen“. Nach unendlich langen drei Wartemonaten stand er verpackt in einem Riesenpaket vor unserer Garage.

Wie kommt er in den Keller? Alle angerufenen Umzugsfirmen sagten ab oder gaben keine Antwort. „Starke Buben“ fanden wir in einem Reklameblatt. Sie waren nett und stark.

Während ich noch die Betriebsanleitung studierte, schaltete Ricardo schon den Controller zum Einbrennbrand ein. Der erste mit Keramiken gefüllte Hochbrand stieg so flott hoch wie unser alter Ofen. Doch der Temperaturabstieg zog sich, dehnte die Minuten und sprengte meinen Nerven.

Tonas Gedanken zum neuen Ofen

30 Jahre hat der alte Brennofen uns gedient. Wir freuten uns über gelungene Werke und waren enttäuscht, wenn eine selbsterfundene Glasur nicht schmolz oder ablief. Wir waren stolz, wenn eine Plastik einen Liebhaber fand und freuen uns immer noch über Mosaikkugeln in einem fremden Garten und Kreuzwegstationen in einem Exerzitienhaus.

Nun, der neue Brennofen ist sichtbar ein Fehlkauf. Noch einmal 30 Jahre übersteigt er unsere Lebenserwartung um Jahrzehnte, aber was solls …

Tanos Mosaiksäule ist fertig

Tanos Säule stand schon lange, mindesten 3 Jahre, hinter unserem Haus. Er hat sie vor Jahren betoniert, um sie einmal mit seinen selbstgemachten Mosaiksteinen zu ummanteln.
Sein Traum war, dass sie zu seinem 80. Geburtstag fertig sein soll. Der Wunsch erfüllte sich jetzt – nur leicht verspätet, zwei Jahre danach.

Heuer musste er warten bis das Wetter es zuließ, draußen zu arbeiten. Es war der 31. Mai als er damit begann und am 4. Juli zu Riccardos Geburtstag war sie fertig. Den endgültigen Standpunkt im Garten müssen wir noch suchen.

Unser Nussbaum

Es war in der Emilia Romagna, im Dorf Serpiano, das 1030 m über dem Meeresspiegel liegt, in dem die Sterne in der Nacht zahlreicher, größer und heller leuchteten als irgendwo sonst. Es gab dort eine Kirche, einen Dorfbrunnen und ein Geschäft, in dem man einkaufen, übernachten und Post abgeben konnte und eine alte Steinmauer. Die Mauer sei aus der Barbarossa-Zeit behauptete Tanos Tante, sie gehöre zu ihrem Haus. Es war kalt in dem hochgelegen Dorf, deshalb durfte in ihrer Küche eine Henne brüten.

In ihrem Garten gab es einen alten Walnussbaum…

Von diesem Baum keimte eine Nuss in unserem Rottacher Garten, wuchs und breitete sich Jahr für Jahr weiter aus. Die Nüsse waren gut. Für Gemüsepflanzen und für uns im Haus wurde es jedes Jahr schattiger. Das Fällen verschoben wir immer wieder aufs nächste Jahr. Ein Sturm übernahm es dann für uns.

Wir waren froh und traurig zugleich. Doch der Nussbaum hinterließ uns einen Sämling.

Wir pflanzen ihn hinter das Haus. Fast unbemerkt und viel zu schnell stand ein neuer Baum. Der Nachbar sorgt sich jetzt über den Schatten, deshalb stutzte Riccardo heuer seine Spitze und fand sechs große Nüsse, die ersten, die er trug. 

Hoffentlich verkraftet der Baum den Schnitt. Die Geschichte begann, als Riccardo noch kein ganzes Jahr alt war.