Schnell vergingen die Tage in Catania. Voller schöner Eindrücke ging es wieder zurück nach Deutschland. Beim Blick aus dem Flugzeugfenster wurde mir leicht mulmig. Ich lenkte mich ab und stellte mir vor, ich läge in einer Badewanne voller Schaum. Mal waren die Schaumwolken hoch, mal dicht, mal locker oder ganz weg, so dass ich darunter auf den dunkelblauen Wannenboden sehen konnte. Ich dachte an Van Goghs gemalten Himmel und an Yves „kleines Blau“.
Die Stimme des Flugzeugkapitäns riss mich aus meinen Träumen. Am Zielhafen Memmingen sei das Radar ausgefallen und wir müssten in Friedrichshafen landen. Ich schnallte mich fester an. Mit Verspätung kamen wir aber dann doch heil in Memmingen am Flughafen an.
Wir hatten wieder eine wunderschöne Zeit in Catania verbracht. Die Höhepunkte waren, und das war schon etwas ganz Besonderes, die Einladungen von Tanos Nichten und Neffen.
Wir genossen zwei schöne, lebhafte, und lange Abende mit sizilianischen Spezialitäten am langen Tisch. Unsere Groß- und Urgroßnichten und -neffen kannten wir nur vom Namen. Ich brachte sie alle durcheinander und musste fragen, wer zu wem gehört. Meine Kinder und ich erhaschten auf der Dachterrasse von Nichte Marisa kurz bevor es dunkel wurde einen Blick auf den Ätna und das Meer. Ganz lieb war, dass ich meinen Geburtstagskuchen mit einer sprühenden Fontäne anschneiden durfte. Bei Nichte Elvira konnten wir uns bei der Essenswahl schwer entscheiden, was wir nehmen sollten. Gut, dass der Abend so lang war.
Das letzte mal trafen wir uns vor 6 Jahren. Corona hatte uns ausgebremst und in Zukunft wird es unser fortgeschrittenes Alter sein.
Ganz viel hat sich in der Stadt nicht geändert. Die Bars und die Bettler standen noch an den gleichen Stellen. Auf dem Markt erkannte der Käseverkäufer noch Tano. Den frisch gepressten Orangensaft gab es auch noch beim gleichen Kioskbesitzer. Den kleinen preiswerten Kleiderladen, aus dem ich jetzt noch Sachen im Schrank habe, gab es leider nicht mehr. Die großen Geschäfte hatten andere Namen, gleich wie bei uns in München. Lebensmittel kauften wir bei Lidl und Penny ein.
Der Autoverkehr ist noch dichter geworden. Als uns die Großnichte abholte, verlor ich die ganze Orientierung. Nur die große Via Etnea mit Blick auf den Ätna ist jetzt für Autos gesperrt. Sie wird gekehrt, gewaschen und gehört den Fußgängern. Wir genossen das Treiben, tranken Kaffee oder schleckten Eis in den Bar gegenüber dem wunderschönen Bellinigarten. Dort zeigte eine Riesenuhr an einem Teich die Uhrzeit an und darüber war das Datum mit Pflanzen dargestellt. Leider verpassten wir mein Geburtsdatum. Wir waren einmal einen Tag zu früh und einmal einen Tag danach da. Das heißt, ich muss noch einmal hinkommen. Am Sonntag schien es, als seien alle Catanesen unterwegs. Sogar die Geschäfte waren offen. Ob es immer so ist, oder nur wegen des Vatertags, der am Josefitag gefeiert wird, erschloss sich uns nicht. Wegen meines Geburtstags sicher nicht.
Beim täglichen Anblick des Ätnas kam der Wunsch auf, ihn mit der über hundert Jahre alten Schmalspurbahn zu umrunden. Das war ein Erlebnis! 3,5 Stunden dauerte die Fahrt auf der 100 km langen Strecke um den noch mit Schnee bedeckten Vulkan.
Reiselustig fuhren wir am nächsten Tag mit dem Bus nach Aci Trezza zu den Zyklopen-Felsen, die Polyphem voller Wut Odysseus nachgeworfen hat. Es war warm. Wir spazierten den Strand entlang und tranken Kaffee, bis der Bus uns zurückbrachte. Vor der Endstation stiegen wir aus, um am idyllischen Strand von Catania zu verweilen. Tano wollte mir dort vom Feigenbaum Blätter pflücken. Doch wir fanden nur kaputte Wege und zerborstene Treppen, ein Idyll für Katzen. Für die Fahrt zum Zentrum spuckte der Apparat der Metro nur einen leeren Zettel aus. Müde mussten wir eine andere Station suchen.
Eine ganze Woche hatten wir Zeit. Wir besuchten die Touristensehenswürdigkeiten, erholten uns im Dom beim feierlichen Amt mit dem Bischof, stiegen unter dem Dom zu den Thermen und sonnten uns auf den Stufen des griechischen Theaters.
Am letzten Abend spazierten wir zum Haus der Kultur und besuchten die digitale Ausstellung einer jungen Künstlerin aus Catania. Nach einem regen Gespräch mit drei Leuten im Hof des Kulturhauses und einem Geschenk, ein Buch über den catanesischen Künstler Emilio, endete unsere Woche in Catania.
Bei der Rückreise waren unsere Koffer schwer mit Käse, Artischocken und ….
Für Riccardo, der daheim das Haus hütete, brachten wir Orlando, eine kleine Figur aus der Geschichte Siziliens, mit und die zwei Oxidiane.
Bei unserer Ankunft regnete es und jetzt beim Schreiben schneit es.