Wie jedes Jahr beteiligen Waltraud und Riccardo sich bei der Tegernseer Kunstausstellung. Die diesjährige Tegernseer Kunstausstellung ist eröffnet! Noch bis zum 3. Oktober könnt ihr dort meine Bilder, Plastiken meiner Mutter Waltraud Milazzo, so wie die Kunstwerke vieler grandioser regionaler Künstler und Gastkünstler anschauen. Ich finde, es ist dieses Jahr mit allen Beiträgen, eine wirklich gelungene Ausstellung zusammengekommen.
Von mir ist zu sehen: „Mikro Bird 1-9“ „Kannonenvogel“ und „Vogelfamilie mit zwei Kücken“ (Bleistift auf Papier), Von meiner Mutter: „Vogelfamilie mit zwei Kücken“ „Merged Heads“ und „Vor dem Eingang“ (Steinzeug, glasiert).
Die Jahre vergehen, fast vergessen hatte die Familie ihre gemeinsame Ausstellung 2022 in der Raiffeisenbank Gmund. Gemeinsam mit gmundart ermöglicht die Bankfiliale in Gmund die Ausstellung in ihren Räumen. Tano konnte seine Mosaikkugeln, Pina und Riccardo ihre Bilder und Tona ihre Plastiken ausstellen.
Es ist nicht leicht 1000 Gedanken unter einen Hut zu bringen. Riccardo schafft es und beweist es mit seinen Zeichnungen. Er zeichnet Vögel, nicht nur in vielen Variationen, sondern jeder erzählt eine andere Geschichte, mal lustig, mal ernst, mit altbackenem oder philosophischem Hintergrund. Er zeichnet weder altertümlich noch trendig. Seine Materialien sind Papier, Bleistift und Farbstift. Er malt schnell, meist aber tage- und nächtelang. Zusätzlich bearbeitet er nachträglich die Bilder digital fürs Internet. Was er nicht kann, ist seine Arbeiten anzupreisen.
Ich hoffe, dass der wunderschöne Bericht von Ines Wagner in der Kulturvision manchen Kunstfreund zu einem Kauf animiert.
In einer langen Nacht, die bis zur Mittagszeit des kommenden Tages reichte, begann ich, das gerade frisch gedruckte Buch zu lesen: „Das Nachtgewand der Sterne“ von Orbubraljantus.
Tona liest Riccardos Buch „Das Nachtgewand der Sterne“
In der Einleitung las ich, dass Riccardo seinen Namen nicht unter das Buch setzen wollte, denn Orbubraljantus war es, der die Geschichte erlebte und sich deren Ende erträumte.
Manche Stellen musste ich zweimal lesen. Mal verrutschte das Kissen im Bett und mal wurden meine hochgestreckten Unterarme schwer. Doch viel öfter stolperte ich über die ungewöhnlichen Namen der Personen, Orte und Begriffe. Von Floral-Brüter oder Stellarschiffen hatte ich keine Ahnung.
Manche Texte lasen sich leicht, wie ein Gedicht: Ormobubax, ist in sein liebes Tal zurückgekommen, den Ort, an dem er immer wieder der Geburtsblüte entsteigt. Er liegt im tiefen feuchten Moos unter Bäumen und betrachtet den silbernen Mond, der gerade unterging. Die Äste der kleinen und großen Bäume bewegen sich im Wind, wie die Tänzerinnen des nahen Ortes. Irgendwie ist er traurig, dass der Silberne (Mond) schon untergegangen ist, denn er vermittelt ihm immer so ein Gefühl der Sicherheit.
Das Buch erzählt ganz Gewöhnliches, vom gemütlichen Zusammensitzen in der Runde, es wird gestickt, Andenkenbeutel werden gefüllt und es wird diskutiert. Nur statt Bier wird Birt getrunken. Die Gespräche untereinander sind freundschaftlich, es geht um Technik und Philosophie. Sie diskutieren über Raumfahrt, Hangars und Datenkerne genau so wie übers Essen und Schlafen.
Riccardo schildert aber auch viel Ungewöhnliches und Außergewöhnliches. Manches Nichtverständliches wird mit Riccardos Worten selbstverständlich und nachfühlbar.
Bei einer Parabel, in der die weiße Sonne traurig ist, musste ich an den kleinen Prinz und seine Ratschläge aus dem Buch von Antoine de Saint-Exupery denken: Die weiße Sonne fühlt sich schlecht, und beklagt sich, dass sie alle Sonnen und Sterne überstrahlt. Dagegen beim Schein der roten Sonne erstrahlen alle – auch die schwach leuchtenden Sterne – hell und deutlich. Die rote Sonne hat Mitleid mit der weißen und beginnt zu weinen. Aus den Tränen wird ein Nachtgewand für die weiße Sonne.
Ich muss das Buch nochmal lesen. Ich bin erstaunt und bin völlig überrascht wie viele Gedanken und unkonventionelle Ideen Riccardo hatte. Viele Gedanken und Erkenntnisse finde ich einzigartig und wundervoll.
Alle unsere Beiträge hier drehen sich um die Kunst – um Gezeichnetes, Gemaltes und Geformtes. Das Haus ist ja auch voll mit unseren Bildern und Plastiken und eine Familienausstellung haben wir gerade bestückt.
Jetzt hat Riccardo alle unsere Techniken zusammengefasst. Er zeichnete ein filigranes Moospflänzchen, meißelte Mondgestein, montierte ein Himmelschiff und nähte das Nachtgewand der Sterne. Nicht als Bild oder Skulptur, er setzte alles nur mit Wörtern, Sätzen und Kapiteln zusammen und ließ sie zu einem Buch verschmelzen. Der Titel lautet „Das Nachtgewand der Sterne“.
Sobald das Buch im Buchhandel bestellbar ist, werden wir ein Update posten.
Es war einmal … 2003 beteiligten wir uns schon einmal an den Ateliertagen in unserem Landkreis Miesbach, die damals im Rahmen des oberbayrischen Kulturtages durchgeführt wurden. Dadurch angeregt gründete damals Frau Dr. Ziegler die Kulturvision.
Das Jahr 2020 gab ihr und ihrem Team nun den Anstoß, noch einmal offene Ateliertage zu veranstalten. Wegen Corona mussten sie auf heuer, 2022, verschoben werden … wir, inzwischen alt gewordenen, machten wieder mit.
Viel vorbereiten mussten wir nicht. Unsere Plastiken, Reliefs und Mosaikarbeiten haben schon lange feste Plätze auf unseren Fensterbrettern und Säulen. Viele Figuren stehen auch schon jahrelang im Garten, inzwischen vermoost und verwachsen mit Pflanzen. Nur der Großputz vor den Ateliertagen brachte mich zum Schwitzen. Aber niemand hat meine sauberen Fenster und Böden bewundert.
Nur Pina musste ihre Bilder vom Speicher holen und sich freie Plätze dafür suchen. Interessant ist ihre Zeichnung, dessen Thema ich plastisch kopierte und gestaltete.
Für Riccardos Pigment-Zeichnungen blieb nur der große Esstisch übrig. Wie er seine 48 Bilder in Reih und Glied auflegte, gefiel allen. In Gedanken sah ich sie schon in einer großen Ausstellung eingeglast hängen.
Das Wetter war schön, so verlegten wir unsere Werkstatt nach draußen. So konnten wir den Besucher unsere Arbeitsweise zeigen. Es kamen nur wenige Besucher, so dass wir viel Zeit für jeden hatten.
Einen Besucher interessierten nur die drei Reklame-Luftballons am Gartentor. Die markierten Eingänge sollten das Finden der Ateliers erleichtern und die Kulturvision bekannt machen. Er nahm sie mit und hinterließ eine Reifenspur ganz knapp am Zaun.
Am zweiten Wochenende vertrieb der Regen nicht nur uns vom Freiluftatelier sondern auch die Besucher. Wären nicht noch die 1. Vorsitzende des Vereins Heimatmuseum Jagerhaus Gmund mit Kind, Kindeskind und Freundinnen gekommen, wären wir allein geblieben.
Das zweite Coronajahr war ruhig, es gab nur eine Ausstellung, keinen Markt und keine Reise.
Im ersten halben Jahr waren wir noch recht produktiv. Es entstanden einige Plastiken (siehe vorangegangenen Beitrag).
Neben der Aktion “Kunst im Schaufenster“ beteiligten wir uns noch bei der Tegernseer Jahresausstellung.Tona mit „Komm tanz mit mir“, „Hommage an Rene Magritte“ und „Männer die regieren möchten“ und Riccardo mit den drei Zeichnungen „Pferd“, „Ferd“ und „Erd“ (Pigmentstifte auf Papier). Tano war unser Transporter und übernahm einmal die Aufsicht.
Am 19. Juli kam ein großer Einschnitt. Unser 30 Jahre alte Brennofen ging kaputt. Er schaltete sich nicht rechtzeitig ab. Die Arbeiten von mehrere Monaten verschmolzen mit den Ofenwänden, gleich einem Vulkanausbruch in Miniform. Die Scherben und unsere Stimmung waren am Boden.
Im August munterte uns die Freilichtschau „Higstäid am Seeweg“ etwas auf. Zweieinhab Monate standen unsere Figuren in Kaltenbrunn am Nordufer des Tegernsees. Sie überstanden Sturm, Regen, Hitze, Spaziergänger und spielende Kinder. Unser Wille zum Weitermachen war gestärkt. Nach dreimonatlicher Bestellzeit bekamen wir einen neuen Brennofen und neuen Schwung.
Ich ergänzte meine bayerischen Krippendarstellungen mit neuen Krippenfiguren wie Bettler, Kranke, Maskenträger, Hundebesitzer und, weil die Zeit so verwirrend war, einem Teufel im feinem Anzug.
Am Abend des alten Jahres wird der Faule fleißig. In den letzten Wochen vor dem neuen Jahr entstanden noch „Der Kolkrabe“ in Naturgröße und die „Pestärzte“ nach einer Zeichnung von Paul Flora. Der Rabe gilt ungerechterweise als Vorbote von Unheil und Krankheit und die Pestärzte knüpfen an unsere Zeit mit Corona an. Mit der allerletzten Arbeit „über den Wolken“ wollte Tona sagen, dass die Welt über den Wolken oder von oben herab anders aussieht als darunter.
Am heiligen Abend kam die Krönung des Jahres. Gabi Werner schrieb für die Tegernseer Zeitung einen sehr schönen Bericht über uns. Ihr letzter Satz gefällt mir. Manchmal müsse man eben umdenken. Sogar, wenn es um die Weihnachtgeschichte geht.
Wir waren traurig als unser Brennofen nach 30 Jahren kaputt ging. Beenden wir unsere künstlerisch Arbeit mit Ton? Tano entschied und bestellte einen „Neuen“. Nach unendlich langen drei Wartemonaten stand er verpackt in einem Riesenpaket vor unserer Garage.
Wie kommt er in den Keller? Alle angerufenen Umzugsfirmen sagten ab oder gaben keine Antwort. „Starke Buben“ fanden wir in einem Reklameblatt. Sie waren nett und stark.
Während ich noch die Betriebsanleitung studierte, schaltete Ricardo schon den Controller zum Einbrennbrand ein. Der erste mit Keramiken gefüllte Hochbrand stieg so flott hoch wie unser alter Ofen. Doch der Temperaturabstieg zog sich, dehnte die Minuten und sprengte meinen Nerven.
Tonas Gedanken zum neuen Ofen
30 Jahre hat der alte Brennofen uns gedient. Wir freuten uns über gelungene Werke und waren enttäuscht, wenn eine selbsterfundene Glasur nicht schmolz oder ablief. Wir waren stolz, wenn eine Plastik einen Liebhaber fand und freuen uns immer noch über Mosaikkugeln in einem fremden Garten und Kreuzwegstationen in einem Exerzitienhaus.
Nun, der neue Brennofen ist sichtbar ein Fehlkauf. Noch einmal 30 Jahre übersteigt er unsere Lebenserwartung um Jahrzehnte, aber was solls …
Es war in der Emilia Romagna, im Dorf Serpiano, das 1030 m über dem Meeresspiegel liegt, in dem die Sterne in der Nacht zahlreicher, größer und heller leuchteten als irgendwo sonst. Es gab dort eine Kirche, einen Dorfbrunnen und ein Geschäft, in dem man einkaufen, übernachten und Post abgeben konnte und eine alte Steinmauer. Die Mauer sei aus der Barbarossa-Zeit behauptete Tanos Tante, sie gehöre zu ihrem Haus. Es war kalt in dem hochgelegen Dorf, deshalb durfte in ihrer Küche eine Henne brüten.
Besuch in Serpiano 1987
Familie mit Tante und Onkel
In ihrem Garten gab es einen alten Walnussbaum…
Von diesem Baum keimte eine Nuss in unserem Rottacher Garten, wuchs und breitete sich Jahr für Jahr weiter aus. Die Nüsse waren gut. Für Gemüsepflanzen und für uns im Haus wurde es jedes Jahr schattiger. Das Fällen verschoben wir immer wieder aufs nächste Jahr. Ein Sturm übernahm es dann für uns.
2011 vom Sturm gefällt
Wir waren froh und traurig zugleich. Doch der Nussbaum hinterließ uns einen Sämling.
Wir pflanzen ihn hinter das Haus. Fast unbemerkt und viel zu schnell stand ein neuer Baum. Der Nachbar sorgt sich jetzt über den Schatten, deshalb stutzte Riccardo heuer seine Spitze und fand sechs große Nüsse, die ersten, die er trug.
Hoffentlich verkraftet der Baum den Schnitt. Die Geschichte begann, als Riccardo noch kein ganzes Jahr alt war.
Unser neuer Walnussbaum
Erste Nussernte
Schale bemalt mit Silikatkreiden und Kaliwasserglas