„Ich will Norweger werden“
Horst Janssens Reise nach Skandinavien mit Gesche Tientjens
Es war wieder so ein Regentag, der versuchte, wie in letzter Zeit so oft, aufs Gemüt zu schlagen – wäre da nicht die Eröffnungsfeier der Ausstellung von Horst Janssen (1929-1995) gewesen. Das Gulbransson-Museum präsentiert die Bilder aus seinem Reisetagebuch durch Skandinavien.
Es war Gesche Tientjens, seine Lebensgefährtin, die ihn zu der Reise angeregt hatte. Und es war auch sie, die mich jetzt begeisterte, als sie über den Künstler sprach.
Sie ist eine zarte, jugendlich wirkende Frau, sehr lebendig und engagiert, obwohl nicht mehr jung. Ohne zu verklären, erzählte sie über die vierjährige Beziehung mit dem schwierigen Künstler. Sie sagte: „Im Grunde ging es immer nur um ihn, um seine Befindlichkeit, sein seelisches Gleichgewicht, sein Arbeitskönnen. Unter Liebe verstehe ich auch noch etwas mehr Bilaterales.“
Von ihm selbst stammen die Worte: „Allein bin ich gut. Zu zweit bin ich eine Katastrophe. Allein kann ich nicht sein.“
Das erste Bild, das ich in der Ausstellung betrachtete, schlug mich in seinen Bann. Unter der Arbeit stand folgender Text:
„Irgendwo wieder Rast an einem See. Ich zeichne ein paar Boote, weiter an einem diesmal orange- und gelbflammenden Sonnenuntergang entlang, der unter den sensationellsten Variationen zwei Stunden anhielt und den Horizont rundum illuminierte.“
Wie er den Sonnenuntergang malte, erinnere ich mich nicht mehr. Ich starrte nur auf das Datum. Es bewegte mich. Es war derselbe Abend, an dem ich meine älteste Tochter gebar.
An die zwanzig Zeichnungen waren um diesen Tag herum entstanden. Manche waren sogar mit Uhrzeit signiert. Zum Beispiel am 18. September um 14:10, 18:45, 19:10 und 17:15 Uhr.
Ich war zu sehr mit mir beschäftigt, nur schwach erinnere ich mich an die Landschaften, an Schwemmholz, Blumen, Vasen und Blicke aus Fenstern. Ich muss die Ausstellung noch einmal besuchen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 11. September 2016