Der weiße Stoff unseres alten Marktschirmes schrumpfte beim Waschen. Tano kaufte einen neuen, einen terrakottafarbigen Ampelschirm. Schön war er, er hatte die gleiche Farbe, wie die Dächer der Tegernseer Weihnachtsbuden.
Außer uns, wird das aber niemanden aufgefallen sein.
Die Marktbesucher betrachteten über den Budendächern eher unsere Berge, den Walberg oder den künstlich beschneiten Sonnenbichl und zwischen den Ständen unseren schönen See.
Von unserem Stand aus, an der Westseite der Schlossanlage, sah ich direkt auf das Portal der Kirche. Vor genau 200 Jahren,1817, erwarb der erste König von Bayern Max I. Joseph die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters und richtete hier seine Sommerresidenz ein. Er ließ durch den Architekten Leo von Klenze die Kirchenfassade und die Türme im damaligen klassizistischen Stil verändern.
Mit dem König kamen Kaiser und Adelige, Diplomaten und Künstler ins Tal. Es war der Anfang des Fremdenverkehrs.
An den Adventswochenenden kamen viele Gäste in unser Tal. Für jeden Besucher gab es etwas Schönes, für den einen waren es die die Berge, der See, die Schifffahrt – für den anderen die Kirche, das Bräustüberl, die Weihnachtsbuden.
Auch für mich und Tano war es schön. Wir hatten nette Kunden, viele anregende Gespräche und einige Bewunderer meiner selbstgemachten Keramikwerke. Einige wenige meinten es sei Ware aus China, aus Fimo oder Plastik. Einige hätten gern etwas, aber keinen Platz in der Wohnung dafür. Manche genierten sich, sie kämen später wieder vorbei. Ob sie nächstes Jahr vielleicht kommen?