Wie oft ich bereits an den jährlichen Kunstausstellungen in Tegernsee teilgenommen habe, müsste ich erst nachzählen. Und wie oft ich noch dabei sein werde? Wer weiß.
Letztes Jahr war ich enttäuscht – meine Arbeit „Säulenheiliger“, ein Asket, der zur Buße auf einer Säule lebt, wurde kaum verstanden.
Vielleicht sind meine diesjährigen Werke zugänglicher. Zum Beispiel das alte Ehepaar beim Zeitunglesen oder „Christophorus“, der diesmal keinen kleinen Jungen, sondern einen alten Mann auf den Schultern trägt. Sehr persönlich ist auch mein Beitrag „Die alte Kiste“ – darin liegt mein Töpferwerkzeug, sorgfältig verstaut. Werkzeug, das ich bald nicht mehr brauchen werde. Eine leise Auseinandersetzung mit dem Abschied vom aktiven Schaffen.




Die Vernissage – ein besonderer Moment
Ein Höhepunkt der diesjährigen Ausstellung war für mich die Vernissage. Besonders schön war, dass mein Enkel zum ersten Mal dabei sein konnte – dank seiner Semesterferien. Während der Ansprache, ich hatte gerade noch einen Sitzplatz ergattert, saß er ganz entspannt auf dem Boden neben mir. Das war für mich ein liebevoller, fast symbolischer Moment der Verbundenheit zwischen den Generationen.
Presse und Öffentlichkeit
In der Tegernseer Zeitung schrieb Reinhold Schmid im „Seegeist“ eine erfreulich ausgewogene und wohlwollende Kritik. Als Künstlerkollege fand er für jeden von uns lobende Worte. Er erwähnte alle Künstlerinnen und Künstler namentlich und beschrieb unsere Techniken – von Öl, Acryl und Aquarell bis hin zu Gouache, Papierkunst, Aktionskunst und Fotografie. Bei der Aufzählung der dreidimensionalen Werke wurde auch mein Name genannt – eine schöne Anerkennung.
Auch online fand ich Erwähnung: Frau Ziegler von der KulturVision schrieb über meine Arbeit „Die alte Kiste“ und meinte, sie „erheitere“ die Ausstellung. Dieses Wort gefiel mir sehr. Denn genau das wollte ich – mit einem leisen Schmunzeln auf das Thema Alter und Abschied hinweisen. Ob es mir gelungen ist, mit der Kiste und dem geordneten Werkzeug den „Abschiedsschmerz“ behutsam anzudeuten, weiß ich nicht – aber es war mein Versuch.
Kunst mit persönlichen Bezügen
Meine Christophorus-Figur verändert die bekannte Legende: Der Heilige trägt keinen Jungen, sondern einen alten Mann. Damit möchte ich auf die wachsende Verantwortung unserer Zeit aufmerksam machen – die Sorge um ältere Menschen, eine Aufgabe, die längst nicht mehr nur Angehörige betrifft.

Das Werk mit den Zeitung lesenden Alten entstand nach einem Schnappschuss unseres Sohnes. Es zeigt: Auch im Alter bleibt das Interesse am Leben – am Geschehen in der Welt und im eigenen Ort – lebendig.
