Vier über 70-jährige, getreue Schulfreundinnen treffen sich im Schwestern-Altenheim St.Josef in Bad Tölz. Sie suchen nach einem Ruhesitz, nicht fürs Alter, nur zu einem Ratsch.
Die Vier sind wir. Und weil eine von uns Oberin des Hauses ist, konnten wir die nebenan liegende, ehemalige Villa von Thomas Mann besuchen. Für die Öffentlichkeit ist sie nicht zugängig. Nur ein Schild auf der Straße weist darauf hin: 1909 – 1917, Landhaus – Thomas Mann. Seit 1926 gehört das Haus den Schulschwestern und dient den eigenen Schwestern als Gästehaus.
Es ist ein zweigeschossiger Jugendstilbau mit einem Walmdach und einer Arkadenaltane. Über der Eingangstür stehen die Initialen von Mann „Th M“ und die Jahreszahl 1909.
Von der Altane aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf die alte Parkanlage und die nahen Berge. Ich stellte mir vor, wie hier die Manns standen und ihre ersten drei Kinder, Erika, Klaus und Golo, im Park spielten. Monika, das vierte Kind, wurde in Bad Tölz getauft. Elisabeth und Michael waren damals noch nicht geboren. Die Manns interessierten mich schon seit langem. Mit Begeisterung las ich von Golo Mann die „Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“ und „Erinnerung und Gedanken einer Jugend in Deutschland“ und von Klaus Mann „Mephisto“.
Auf dem Straßenschild steht auch noch ein Zitat aus dem „Zauberberg“ von Thomas Mann: „Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“
In seinen Erinnerungen schreibt Klaus Mann: „Zu unserer Rechten liegt das Sommer-Städtchen, Tölz mit seinen bemalten Häusern, seinem holprigen Pflaster, seinen Biergärten und Madonnenbildern. Um uns breitet sich die Sommerwiese; vor uns ragt das Gebirge, gewaltig getürmt, dabei zart, verklärt im Dunst der sommerlichen Mittagsstunde.“