Keith Haring – in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

Keith Haring – Gegen den Strich

Ich ging in die Ausstellung mit der Erwartung, frohe und leichte, Graffiti-ähnliche Bilder zu sehen. Dies ließ auch ein Zitat aus dem Tagebuch des Künstlers erwarten: „Es liegt in der Verantwortung eines -selbsternannten Künstlers- zu erkennen, dass die Öffentlichkeit Kunst braucht, und nicht darin, eine bourgeoise Kunst für wenige zu schaffen und dabei die Masse zu ignorieren, Kunst ist für alle da.“ Das bestätigte sich. Anfangs waren die Zeichnungen so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Je weiter ich mit Tano der Führung der Ausstellung folgte, je ernster wurden jedoch seine Themen – Rassismus, Religion, Unterdrückung, Umweltzerstörung und Krankheit – und je erdrückender seine Darstellungen. Kreuze durchbohrten Körper, Menschen wurden zu scharfen Scheren, Dollars wurden zu Bildträgern. Betroffen standen wir vor seinen letzten Bildern, die er vor seinem Tod malte. Die Ausstellung hat mich traurig gemacht, sagte Tano. Der Künstler starb mit 31 Jahren an Aids.
Am Ende des Weges durch die Ausstellung landeten wir im Museumsshop. Es gab Blöcke, T-Shirts und anderen Kram mit bunten Aufdrucken von modernen Runen aus seinen Bildern. So wie ich sie kannte. Ich kaufte mir einen Bleistift mit seinen lustigen Manschgerl und den Katalog.

Leib und Seele

Wir waren unter uns. Die Besucher der Ausstellung „Leib und Seele“ in der Kunstgalerie der Hypo-Kulturstiftung waren alle in unserem Alter. Das bayerische Rokoko mit Exponaten aus Kirchen hätte mich vielleicht in jungen Jahren auch nicht angezogen. Ich hätte mir aber auch nicht gedacht, dass die Werke dieser Zeit (zwischen 1720 und 1780) so spannend sein könnten.

Als ich die Figur der Hl. Agathe aus der Tegernseer Kirche sah, erinnerte ich mich sofort an ein ähnliches Bild, das ich in Catania im Diözesanmuseum sah. Die Heilige trägt ihre Brüste auf einem Teller. Sie wurde gemartert, indem man ihr die Brüste abschnitt.
In der Ausstellung steht in einem Halbrondell die lebensgroße Agathafigur zusammen mit dem Hl. Florian, dem Hl. Sebastian und dem Hl. Rochus. Johann Sebastian Staub (1704-1784) hat sie geschaffen. Sie sind aus Holz und weiß gefasst. Die polierte, strahlenweiße Oberfläche sieht wie Marmor aus. Die weißen Busen bringen mich zum Lächeln. In Catania kauft man an der Bar ein süßes, weiß glasiertes Gebäck in Form eines Busens mit einem Knubbel obendrauf.

Das Stilmittel des Rokokos war hauptsächlich die Rocaille. Diese asymmetrische, bewegte und phantastische Muschelform mit Blatt und Rankenmotiv sah ich an jedem Werk. Ich hoffe, dass ich den Gegensatz vom triumphierendem Barock und dem gefühlvollen Rokoko jetzt besser erkennen werde. Mit der Schönheit und Pracht, der Lust und Leiblichkeit mit den verführerischen Reizen und den pausbackigen Putten mit prallen Rundungen sollten religiöse Gefühle geweckt werden. Unsere bayerischen Künstler, die Asam-Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin, Johann Baptist Straub, Franz Anton Bustelli und Ignaz Günther holten, wie ich las, den Himmel auf die Erde.
Dass man die vier letzten Dinge: Tod, Gericht, Himmel und Erde mit Büsten von lieblichen Puttenköpfen darstellen konnte, erstaunt mich. Eine Schlinge um einen Engelskopf symbolisiert das Gericht. Ein Lorbeerkranz auf dem Lockenkopf bedeutet Himmel, dagegen eine Schlange an den Pausbacken Hölle. Trotz weinenden Augen und traurigem Mund sind es hübsche Babygesichter. Nur der Tod wurde durch einen Kindertotenkopf dargestellt.

Interessant fand ich die Gegenüberstellung der Bozzetti (Entwürfe) und der fertigen Werke: gezeichnete Skizzen für Altaraufbauten, Tonfiguren als Vorlage für Schnitzarbeiten. Die Schnitzereien waren wiederum Modelle für den Goldschmied..

Die Ausstellung ist noch bis zum 12. April geöffnet.

Nachtrag (siehe Kommentare zu diesem Blogeintrag):

Rennschlitten mit Diana

Georgia O´Keeffe in der Hypo-Kunsthalle in München

Als ich gestern Riccardos „Orchidee“ sah und das Bild vergrößerte, dachte ich unwillkürlich an die Blüten von Georgia O’Keeffe.

Vor kurzer Zeit sah ich nämlich die Retrospektive der Künstlerin in der Hypo-Kunsthalle in München. Die Assoziation ist vielleicht weit herbeigeholt, O´Keeffe malte ihre Blüten auf große Leinwände, Riccardo zeichnete auf ein kleines Din-A5-Blatt mit Bleistift und Buntstiften. Ähnlich ist für mich die Wirkung von realer und zugleich unwirklicher Darstellung.

Bei der Ausstellung fiel mir das Sterbejahr der 99-jährigen Künstlerin auf, es war das Geburtsjahr von Riccardo. Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Mai in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München zu sehen.

Ausschnitt und Vergrößerung von Riccardos Orchid 4 2