„Schiff Ahoy“ Brandhorstmuseum Teil 1

Ist das Kunst oder darf man sich darauf setzen

Tano und ich besuchten im Brandhorstmuseum die Ausstellung „Schiff Ahoy – Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Brandhorst“.

Im ersten Raum des Museums standen weiße Stühle, in Reih und Glied aufgestellt. Müde waren wir nicht. Aber sie luden uns zum Sitzen ein.

Gespannt schauten wir auf den vor uns aufgebauten Riesenwürfel und warteten. Nichts geschah. Ein Aufseher lächelte uns zu.

Groß wirkt der weiße Kubus vor den Stühlen. Typisch, dachte ich, als ich den Namen des Künstlers las, Heimo Zobernig. Ich erinnerte mich an den von ihm gestalteten österreichischen Biennale-Pavillon. Puristisch war er, es gab nur leere Räume.

Am Ende unseres Ausstellungs-Rundganges waren wir vom Hin und Her, vom Auf und Ab sehr müde. Gezielt steuerten wir auf die weißen Stühle zu. Kaum saßen wir, scheuchte uns eine Aufseherin freundlich-aufgeregt von den Stühlen hoch. Wir säßen auf einer Kunstinstallation, „Sitzgruppe Heimo“, von Franz West und Heimo Zobernig.

Wir erklärten ihr, dass es doch von den Künstlern so gewollt war, dass der Besucher Akteur und Teil der Installation wird. Sie glaubte uns nicht.

Sie hörte nicht mehr zu, als wir von Franz Wests Installation im Untergeschoss sprachen. Ausdrücklich waren dort seine kotwurst-ähnlichen Gebilde als Sitzgelegenheit angepriesen. Der Titel „Das Fragile an seiner Kloake“ war nicht sehr einladend.

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/sammlung-brandhorst-schiffahoi-100.html

„Schiff Ahoy“ Brandhorstmuseum Teil 2

Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Brandhorst

Minimal Art, Postminimal, Arte Povera und Konzeptkunst versprachen die Anzeigen zur Ausstellung. Ich freute mich.

Die Liebe zur Kunst der 1960er- und frühen 1970er-Jahre, hauptsächlich zur Arte Povera, wurde bei mir in Italien geweckt. Sie begann vor vielen Jahren am Canal Grande im Peggy Guggenheim Museum, als ich das Iglu von Mario Merz sah. Das Drumherum, der Palazzo, die Stadt Venedig hatten die Zuneigung sicher noch verstärkt.

Jetzt im Brandhorst Museum war ich von Mario Merz‘ Werk nicht so begeistert, einer Lederjacke mit Holzreisig und Neonröhre. Es zeigte mir aber welche „unkünstlerischen“ Materialien die Künstler verwandten. Carl Andres betretbare Bodenarbeit war aus Metallplatten. Hubert Kiecols Objekte waren aus Beton. Warhol spritzte mit Urin auf Kupferplatten. Kelly Walker bemalte eine Matratze.

Ein Wandtext erklärte, dass die Minimal-Art-Künstler frei sein wollten von Merkmalen und Sinnbildern, sie begrenzten sich auf Form, Farbe und Größe. Frank Stella fasste es zusammen: „Was man sieht, ist, was man sieht.“

Einen Text über die Konzeptkunst fand ich auch interessant. Ich notierte ihn, zu lang waren die Schachtelsätze für mich um sie gleich zu verstehen.

„Die Forderung der Konzeptkunst war, die künstlerische Praxis nicht auf die Gestaltung eines autonomen Kunstwerks zu beschränken, sondern den sozialen und institutionellen Kontext mitzudenken, in dem Kunst zirkuliert. Ein ironisches Spiel mit dem populärsten Mythos der Moderne, dem Glauben, dass die Originalität der Kunst im individuellen Ausdruck des Künstlers begründet ist, zwischen Hommage und Konkurrenz, Solidarität und Instrumentalisierung.“

Als Beispiel zu dem Text war von Louise Lawler ein Foto mit einem Kunstwerk im Wohnzimmer eines Kunstsammlers ausgestellt. Von Martin Kippenberger sah man Plakate für seine eigene Ausstellung, die er von Künstlerkollegen gestalten ließ.

Den Namen des Künstlers Josh Smith, geboren 1976, und seine Keramikfigürchen möchte ich mir merken. Im Gulbransson Museum Tegernsee werden demnächst Keramikarbeiten von Kindern ausgestellt, die im Rahmen des museumspädagogischen Programms, welches ich leiten durfte, entstanden sind. Radio Bayern 2 sagt zu Josh Smith´ Figuren: „irgendwo zwischen Aztekenkunst und Volkshochschulkurs“.

Die ganze Ausstellung gefiel mir, ich konnte mich nicht satt sehen. Das Wiedererkennen vieler Namen, das Geburtsalter der Künstler, so nah an meinem und dem meiner Kinder, ließen ein Gefühl von Vertrautheit aufkommen.

Der Aufbau und die Art, wie die Werke präsentiert wurden, machten es leicht, den Beweggrund der Künstler zu verstehen.

http://www.br.de/radio/bayern2/kultur/kulturwelt/museum-brandhorst-schiff-ahoy-100.html