Seehotel Überfahrt Rottach-Egern – Wie der Malerwinkel zum Malerwinkel wurde

Ich war skeptisch. Riccardos Plan war, seine Zeichnungen für die Ausstellung im bekannten Seehotel Überfahrt ohne Rahmen und nur unter Glas auf Tische zu legen. Als er dann unseren alten Tapeziertisch vom Speicher holte, zweifelte ich erst recht an einer guten Präsentation.

Doch dann bei der Vernissage gefiel mir seine werkstattähnliche Installation, mit den fünf Bleistiftzeichnungen auf dem Tisch, dem an die Wand gelehnten, großen Acrylbild und einer kleinen Einstrich-Tusch-Zeichnung. Auf dem daneben stehenden Feuerlöschgerät lag ein QR Code, hinter dem sich sein Video „So schee da Malerwinkl“ versteckt.

Rolf Brandthaus, der Initiator und erste Vorsitzende der Kulturwerkstatt im Oberland e.V eröffnete die Ausstellung und stellte das Projekt „Trilogie im Malerwinkel Tegernsee“ vor, das sich über drei aufeinanderfolgende Samstage zieht.

„Malerwinkel“, eine Neuinterpretierung mit den Augen unserer Zeit

„Leo Slezak“, Gesang, Film, Erzählung, Kulinarik und

„Ludwig Thoma“, Musik, Literatur, Kulinarik

Anschließend verdeutlichte die Künstlerin Cornelia Hammans, die zweite Vorsitzende der Kulturwerkstatt, wie der Malerwinkel zum Malerwinkel wurde. Angefangen mit den Künstlern, die mit dem bayrischen König ins Tal kamen, zu Leo Slezak, Ludwig Thoma und Gulbransson. Die Kulturwerkstatt hatte sich vorgenommen, das Postkartenidyll, zum Teil Klischee für den Tourismus, neu von den jetzigen, hiesigen Künstlern interpretieren zu lassen.

Ich bin gespannt, ob und was für ein Echo es auslöst.

Wenn ich Riccardos Zeichnungen betrachte, kann ich nicht ausdrücken, was ich sehe und denke.

Das kann besser die Journalistin, Buchautorin und Filmemacherin Sonja Still. Sie schreibt in dem dazu herausgegeben Katalog: „Seine Beobachtung ist mit Humor und Witz gemacht, überhöht die exakte Bedeutung und zwingt zum Nachdenken. Es sind andere Welten, die er sieht und an denen er die Betrachter teilhaben lässt.“

Ende unserer Ausstellung in Agatharied

Ende gut! Alle meine Plastiken überstanden heil die Ausstellung im Krankenhaus, und das zwei Monate lang. Bei meinen Besuchen dort konnte ich oft nicht hinschauen, wenn die Besucher meine Arbeiten betasteten oder die Kranken in ihren Gehwägelchen die Podeste streiften.
Dann beim Einpacken verlor eine Figur einen Finger und eine die Hand. Glasscherben gab es bei Riccardos Bilder, sie fielen einfach so von der Wand.

Gerade noch, am letzten Tag unserer Ausstellung, schaffte ein Bericht über uns die Veröffentlichung in der Internetzeitung „Tegernseer Stimme“. Mit Rose Beyer lernten wir eine sehr engagierte und liebenswerte Redakteurin kennen. Sie nahm sich sehr viel Zeit bei der Besichtigung in Agatharied und dem Interview bei uns zu Hause.
Zwei Bilder von Riccardo und eins von Pina entgingen am Ende der Lagerung in einem stillen Kämmerlein. Sie sind jetzt öffentlich im Waitzinger Keller in Miesbach zu sehen.

Eröffnungsrede unserer Ausstellung

Die Eröffnung durch die Journalistin und Filmemacherin Sonja Still war mehr als eine Einführung unserer Ausstellung, es war eine Laudatio auf meine Familie. Es war keine Lobhudelei, es war ihr Blick, ihre Sichtweise. Sie erzählte liebevoll, in Bildern und Metaphern, über die Arbeit und Rolle jedes einzelnen von uns im Verbund der Familie. Sie sprach wie eine Schriftstellerin, die sie ja auch ist.

Sonja Still ist Journalistin. Sie drehte Dokumentationen für RTL und VOX, für Arte, WDR und BR, schreibt für Printmedien (z. B. Landlust und Merian) und veröffentlicht eigene Bücher.

Ihr Buch „Einmal zum Horizont und zurück“ enthält nicht nur Reiseberichte, sondern, wie der Untertitel sagt, „Reisen für die Seele“.

Auf ihrer Internetseite erfährt man noch mehr über Sonja Still und, wenn man ihre Eröffnungsrede für unsere Vernissage anklickt, etwas über uns und wiederum etwas über sie.

Unsere Vernissage im Krankenhaus Agatharied

Die Plastiken waren aufgestellt, die Bilder aufgehängt, nummeriert und betitelt und wir waren eine gute Stunde vor der Ausstellungseröffnung schon im Foyer des Krankenhauses.

Als die ersten Besucher eintrafen, merkte Tano, dass die Mosaikkugeln nicht nummeriert waren. Wie es so ist – wenn es pressiert – die Nummernpapperl lösten sich nicht vom Papierträger, dafür trennte sich meine innere Ruhe von mir und bei der Begrüßung der Gäste ließ mich mein Namensgedächtnis in Stich.

Eine Weinflasche steht jetzt auf unserem Tisch. Die Rose, mit der die Flasche dekoriert war, steckt in einer kleinen Vase, und ich weiß nicht mehr, wer mir das Geschenk in die Hand gedrückt hatte.

Danken möchte ich, im Namen der ganzen Familie, allen Besuchern: den Künstlern und den Kunstbegeisterten, den langjährigen Wegbegleitern und Freunden, Bekannten und Nachbarn, besonders jenen, die eine weite Anreise auf sich genommen hatten. Es war ein guter und schöner Tag mit vielen anregenden Gesprächen und Diskussionen.

Dank an Frau Sonja Still für die großartige Einführung und an Herrn Florian Marshall, der unsere Vernissage mit einer modernen Interpretation von Mozart und Bach auf der E-Gitarre musikalisch begleitete.

Ebenfalls Dank an Frau Dr. Monika Gierth, der Redakteurin der Kulturzeitung „Kulturbegegnung“ und der Internetzeitung „Kultur Aktuell“ des Vereins „Kulturvision“. Schon am Tag nach der Vernissage stand im Internet ihr sehr schöner Bericht über unsere Ausstellung mit der Überschrift: „Alt und Jung zusammen – das ist das Schönste“.

Den Link www.kultur-vision.de sollte man öfters anklicken, denn er zeigt mehr als aktuelle Kulturereignisse. Isabella Krobisch, Vorsitzende des Kulturvereins, sagt: „Wir verstehen uns nicht nur als Chronisten, sondern als Entdecker und Mutmacher für neue Denkanstöße.“

Für seinen Besuch danke ich auch Rolf Brandthaus, den ich durch Riccardo kennen lernen durfte. Er ist der Vorsitzende des Vereins Kulturwerkstatt Oberland, der im Herbst eine Ausstellung zum Thema „Malerwinkel“ plant.

Ausstellung im Krankenhaus Agatharied

Wie feiert „Milazzo Art – Eine Familie und die Kunst“ den 70. Geburtstag der Mutter? Naheliegend wäre einer Ausstellung ihrer vergangenen Werke. Aber es wäre nicht in ihrem Sinn und so wurde daraus „Milazzo Art – eine Familie stellt aus“.

Eine Familie stellt aus - Ausstellung im Krankenhaus Agatharied

Tano hat selbst Grund zum Feiern. Er begeht im Herbst seinen 75sten. Aber bescheiden stand und steht er im Hintergrund, obwohl ohne ihm nichts ginge. Er gibt Tona die künstlerische Freiheit, indem er sich um alles Technische kümmert, angefangen vom Kreieren der Glasuren bis zum Glätten und Brennen der Figuren. So ganz nebenbei aber schnitt er unzählige Mosaiksteine aus Ton und glasierte sie einzeln mit dem Pinsel. Der Weg zu den Mosaikkugeln war nicht mehr weit und er begann die Betonkugeln dafür zu bauen.

Pina, die Älteste der vier Kinder, musste erst mühsam überredet werden, ihre Arbeiten in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ausrede war, dass die meisten Bilder in Skizzenblöcken zusammenbleiben sollten. Das stimmte nicht ganz. Sie hat viele einzelne Blätter mit Lithografien, Siebdrucken und Collagrafien und als Fachfrau für Mediengestaltung sollte es ihr nicht schwer fallen, Skizzen in Drucke umzuwandeln.

Riccardo, der Jüngste, ist der Beste von uns allen. Egal was er in die Hand nimmt, es entsteht ein Kunstwerk. Mit einem Bleistift der Stärke HB schafft er ein Bild in vielen Nuancen, vom Hellgrauen bis zum tiefsten Schwarz, vom zarten Strich bist zu dem, mit dem das Papier Struktur bekommt und sich wellt. Wenn er Tusche einsetzt, entsteht ein ganz anderes Genre: kleine Blätter, humoristisch, geistreich und beißend. Leichter und schneller zu verstehen sind sie als seine großen Zeichnungen, für die man Zeit braucht, Zeit die vielen Winkelzüge zu entdecken und noch mehr Zeit zum Ergründen seiner überschäumenden Phantasie.

Die Arbeiten von Tona sind ähnlich wie immer. Sie stellt ihre Plastiken der letzten vier Jahre aus. Bei der letzten Silvesterfeier flüsterte ihr Riccardo ins Ohr: „Jetzt beginnt dein Alterswerk“. Schaum ma amoi.

Cati und Luisa stellen nicht aus, aber unterstützen in ihrer Weise die Ausstellung, z.B. mit Ratschlägen zur Bilderwahl oder durch Textkorrekturen.

Drei Museen in München

Ein bedeckter Himmel und einzelne Schauer waren für uns das ideale Museumswetter um nach München zu fahren.

Unsere erste Station war die Stuckgalerie mit der Ausstellung „Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk – Europa und Amerika 1800-1948“.

Die Villa Stuck ist selbst ein Künstlerhaus. Der Maler Franz von Stuck entwarf den neoklassizistischen Bau und die Innengestaltung im Stil zwischen Historismus und Jugendstil. Sein diesjähriger 150. Geburtstag war für das Museum der Anlass, Häuser von anderen Künstlern zu zeigen. Es präsentiert insgesamt 20 Gebäude vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts, in Form von Fotografien, Gemälden und Originalobjekten.

Obwohl ich nur wenige Künstler kannte, wie Claude Monet, Max Ernst und Georgia O´Keeffe, sprang der Funke schnell über. „Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk bleibt als Ausdrucksform unerschöpflich.“, war am Eingang zu lesen und ich empfand es genau so und spürte in jedem Raum „Die Sehnsucht nach Individualität und Gesamtheit“.

Kurz war unser Besuch im Brandhorstmuseum. Intensiv sahen wir nur die neu erworbenen Gemälde von Ed Ruscha an, die er fotorealistisch gemalt hat:
Old Book Then“ (2011) ein aufgeschlagenen Buch mit weißen Blättern,
Old Book Today“ (2011-2012) mit vergilbten Seiten und
Old Book With Wormholes“ (2012) mit Flecken und Wurmlöcher.

Obwohl wir schon sehr müde waren, gingen wir noch in die Pinakothek der Moderne; wir wollten noch die Fotos von Jeff Wall sehen.
Am besten gefiel mir sein „Thinker“ von 1986, den er in der gleichen Stellung fotografierte wie die Denker-Skulptur von Auguste Rodin. Im Bild „The Eviction“, eine Aufnahme einer Straße, musste mich erst Tano auf die Zwangsräumung hinweisen. Ich war einfach zu müde, noch alles aufnehmen zu können.

Krippenweg und Krippenausstellung in Tegernsee

Die Weihnachtszeit endet für die meisten Leute heute am Dreikönigstag. So werden wir morgen unsere vier Krippen abholen, die wir für den Tegernseer Krippenweg ausgeliehen hatten. Die Krippen, die in den Schaufenstern ausgestellt waren, sollten hauptsächlich die Besucher des weihnachtlichen Schlossmarktes dazu verleiten, die Geschäfte im Ort zu besuchen. 40 Geschäftsleute machten mit, einige waren ehrlich begeistert und einige weniger. Knapp war der Platz gerade in den großen Schaufenstern. Maria und Josef waren erneut auf Herbergssuche.

Unter der Tenne

Unter der Tenne ausgestellt in der Glaserei Moser

Viel Platz fanden die Krippen, die die Krippenfreunde-Tegernsee-Tal im Quirinal Tegernsee mit viel Liebe und Können aufgebaut hatten. Sie sind noch bis zum 2. Februar zu besichtigen. Die Kirche beendet erst an diesem Tag den Weihnachtsfestkreis.

Reichlich ist die Auswahl: historische Kastenkrippen, die das Stiftlandmuseum Waldsassen ausgeliehen hatte; 100 Santos in provenzalische Landschaft mit südfranzösischem Dorfleben; ebenfalls die mit 100 Figuren bestückte Stegmeierkrippe; bayerische Krippen; Wurzelkrippen und viele mehr.

Ich konnte meine Stelenkrippe, die Straße mit Halb-Relieffiguren und das Rottacher Rathaus ausstellen, Riccardo zwei Bilder in der Technik Bleistift und Tusche auf Papier.

Weihnachtszene vor dem Rathaus Rottach-Egern (Steinzeug glasiert):
Rottacher Rathaus

Vor 18 Jahren hatte ich die Krippe gebaut. Ich versetzte die Weihnachtsgeschichte in unsere Zeit und wählte das Rathaus als Kulisse.

Vor dem überdachten Eingang der Tourist Info sind die heilige Familie und bayerische Hirten in Miesbacher Tracht aufgestellt (Herberge bekamen sie nicht).
Am Eingang zur Gemeindeverwaltung kümmern sich die damaligen Bürgermeistern des Tegernseer Tales: Fischbacher und Niedermaier (mit Bürgermeisterkette) um die drei Weisen. Hatzl und Cnyrim, auch ehemalige Bürgermeister, beobachten das Geschehen vom Balkon aus. Für drei Frauen ist der hohe Besuch sensationeller als die herbergslose Familie.

Das Gebäude erzählt von alten Zeiten, als der Rathausturm mit Schindel gedeckt und das Haus noch mit Rathaus und Kuramt beschriftet war.