Es war in der Emilia Romagna, im Dorf Serpiano, das 1030 m über dem Meeresspiegel liegt, in dem die Sterne in der Nacht zahlreicher, größer und heller leuchteten als irgendwo sonst. Es gab dort eine Kirche, einen Dorfbrunnen und ein Geschäft, in dem man einkaufen, übernachten und Post abgeben konnte und eine alte Steinmauer. Die Mauer sei aus der Barbarossa-Zeit behauptete Tanos Tante, sie gehöre zu ihrem Haus. Es war kalt in dem hochgelegen Dorf, deshalb durfte in ihrer Küche eine Henne brüten.
Besuch in Serpiano 1987
Familie mit Tante und Onkel
In ihrem Garten gab es einen alten Walnussbaum…
Von diesem Baum keimte eine Nuss in unserem Rottacher Garten, wuchs und breitete sich Jahr für Jahr weiter aus. Die Nüsse waren gut. Für Gemüsepflanzen und für uns im Haus wurde es jedes Jahr schattiger. Das Fällen verschoben wir immer wieder aufs nächste Jahr. Ein Sturm übernahm es dann für uns.
2011 vom Sturm gefällt
Wir waren froh und traurig zugleich. Doch der Nussbaum hinterließ uns einen Sämling.
Wir pflanzen ihn hinter das Haus. Fast unbemerkt und viel zu schnell stand ein neuer Baum. Der Nachbar sorgt sich jetzt über den Schatten, deshalb stutzte Riccardo heuer seine Spitze und fand sechs große Nüsse, die ersten, die er trug.
Hoffentlich verkraftet der Baum den Schnitt. Die Geschichte begann, als Riccardo noch kein ganzes Jahr alt war.
Unser neuer Walnussbaum
Erste Nussernte
Schale bemalt mit Silikatkreiden und Kaliwasserglas
In den letzten Wochen standen bei mir die Musik und das Zeichnen von Menschen im Mittelpunkt. So viele Live-Konzerte im Freien wie in diesem Corona-Jahr habe ich selten besucht. Wenn ich meine Skizzen betrachte, höre ich noch genau die gespielten Melodien und spüre die Atmosphäre eines besonderen Jahres. Schade, dass der Sommer langsam zu Ende geht.
Konzert am Gasteig
Vor dem Gasteig spielte das Jazz-Duo Ladybird Lieder aus den 30er Jahren, die Stimmung war entspannt und angenehm. Nachdem ich in den letzten Monaten mehr Stadtansichten gezeichnet hatte, freute ich mich darauf wieder mal Menschen zu skizzieren.
Auf dem Luise-Kiesselbach-Platz
Das Quartett Jeanne d’azz spielte auf dem Luise-Kiesselbach-Platz, ein Ort bei dem ich eher an Mittleren Ring und Tunnelbau als an Musik auf der grünen Wiese denke. Aber der Tunnel ist ja längst fertig und so saß ich an einem lauschigen Abend im Gras und genoss die letzten Sonnenstrahlen des Tages bei toller Musik.
Jeanne d’azz auf dem Luise-Kiesselbach-Platz
Der Moosacher Musiknach(t)mittag
Die Moosacher Musiknacht fand dieses Jahr am Nachmittag und im Freien statt, deshalb wurde sie diesmal Musiknach(t)mittag getauft. An mehreren Orten im Münchner Stadtteil Moosach traten verschieden Bands und Musiker und Musikerinnen auf. Ich hatte viel Spaß und Abwechslung.
In der Pfarrkirche St. Martin spielten Bernhard (Orgel) und Sebastian Hofmann (Jazz-Violin) ein Cross-Over aus Klassik, Pop und Jazz.Vor dem Pelkovenschlössl traten „The Movement“ auf – mit einer Mischung aus Soul, Funk, Blues und Rock. Wäre nicht mein Bleistift und Skizzenbuch gewesen, hätte es mich nicht auf dem Stuhl gehalten.Vor der Meile Mooach spielte die großartige Beatles-Coverband „The Bottles“. Wenn man dann im Takt der Musik mitschwingt und auch unter dem Mund-Nasen-Schutz mitsingt, ist es nicht mehr so einfach mit dem ZeichnenNektar Sofia (sorry, ich hab den Namen im Skizzenbuch falsch geschrieben) war am Moosacher Stachus/Brunnen zu hören. Ich mochte ihre lauten und leisen Songs, die wie aus dem Leben gegriffen waren.
Wie jeden Donnerstag, traf ich mich Anfang März mit meinen Zeichenfreunden im Museum. Wir haben zusammen gezeichnet und freuten uns schon auf das nächste Treffen. Doch Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung und wir sahen uns so schnell nicht wieder …
Zu Hause war ich leider nicht sehr motiviert mein Skizzenbuch herauszuholen. Am 25. Juni packte ich zum ersten Mal wieder meine Zeichenutensilien zusammen und es ging zum Schloss Nymphenburg. Noch war ich alleine. Es war ein warmer Tag und die Wolken zogen über den Himmel der Stadt. Es fühlte sich sehr gut an, wieder einen Stift und einen Pinsel in der Hand zu halten.
Schloss Nymphenburg mit Wolken, Bleistift mit Aquarell
Die Urban Sketchers Munich trafen sich – nach langer Pause – erstmals im Juli wieder. Wir freuten uns alle sehr, als wir uns beim Schloss Blutenburg wieder sahen. Dass gemeinsame Kaffee-Trinken und die Köpfe-Zusammenstecken musste aber leider noch entfallen.
Blick auf das Schloss Blutenburg, Bleistift mit Aquarell
Die Treffen am Donnerstag im kleinen Kreis konnten auch wieder stattfinden. Sehr schön und ruhig war es in der Gunzenlehstraße. Die von Theodor Fischer Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Siedlung in Laim strahlte eine dörfliche Stimmung aus. Ich vergaß beinahe, mitten in der Stadt zu sein.
Siedlung Theodor Fischer in Laim, Bleistift mit Aquarell
Ein Riesenrad am Königsplatz? Das gab es noch nie. Was für ein ungewöhnlicher Anblick. Die Aktion nennt sich „Sommer in der Stadt“. An mehreren Orten in München wurden Fahrgeschäfte aufgestellt, praktisch eine Alternative zum Oktoberfest, das 2020 nicht stattfinden wird.
Riesenrad vor den Propyläen auf dem Königsplatz, Bleistift mit Aquarell
Am Odeonsplatz war es mir fast schon zu laut und voll. Sehr entspannt war es dagegen am Moosacher St.-Martins-Platz. Kinder spielten vor dem Pelkovenschlössl, das 1690 von den Brüdern Veit Adam und Maximilian von Pelkoven erbaut wurde. Das damalige Hofmarkschloss dient heute als Kultur- und Bürgerhaus.
Auf dem Odeonsplatz, Bleistift mit AquarellPelkovenschlössl in Moosach, Bleistift mit Aquarell
1970 entstand die Künstlervereinigung zuerst unter dem Namen „Malergruppe Pilsting“, zwei Jahre später trat sie als „Isargilde“ auf. Jetzt im Jahr 2020 kann sie auf 50 Jahre zurückblicken. Die Gründungsväter sind noch heute im Verein.
Die Isargilde ist nicht nur auf Niederbayern beschränkt, sondern überregional aktiv. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder schreibt im Katalog, sie wirke als Botschafterin bayerischer Kultur.
Jeder Künstler hatte vier Seiten zur Vorstellung zur Verfügung.
Der Vorsitzende Werner Glaßen schreibt über Tona: „Rein in Keramik arbeitet die 1997 zur Isargilde gestoßene Bildhauerin Waltraud Milazzo aus Rottach-Egern. Mit von ihr entwickelter Oberfläche und mit einem Augenzwinkern versehenen Keramikobjekten arbeitet sie zumeist realistisch.“
Tanos Vorrat an seinen selbst hergestellten Mosaiksteinen ging zu Ende.
Es war Zeit, neue zu machen. Aus dünnen Tonplatten schnitt oder drückte er verschiedene Formen. Nachdem die Ränder versäubert waren, brannte er sie im Brennofen bei 1250°C.
Die Künstlergemeinschaft Dingolfing-Landau feiert heuer ihr
50-jähriges Jubiläum. Kaum zu glauben, dass ich schon 23 Jahre lang Mitglied
bin – die letzten zwei Jahre leider nur passiv.
Für mich war die Beteiligung an der jährlichen Ausstellung
in Landau und an den Sonderausstellungen entlang der Isar stets ein Wiedersehen
mit den Orten meiner Kindheit. Jahre lang, als meine Mutter in Pilsting noch
lebte, verbrachten ich und meine Familie in Niederbayern oft unsere Ferienzeit.
Gerade heuer sollte die Landauer Ausstellung groß und
festlich begangen werden. Corona machte eine Vernissage unmöglich. Die Landauer
Zeitung fand einen kleinen Ausweg. Sie brachte und bringt, wie sie selbst
schrieb, die Bilder und Plastiken zu den Daheimgebliebenen. Sie zeigt in einer
Serie jeden Tag ein Werk eines Künstlers.
Meine Arbeiten waren am 27. April abgebildet und
beschrieben.
Kreta, Geburtsort des Zeus, dem höchsten aller Götter. Diesen Februar waren Tano und ich ganz nah an seiner Geburtsgrotte auf der Lasithi-Hochebene. Leider war sie aber im Winter geschlossen.
Der Legende nach verwandelte sich der Göttervater in einen Stier und entführte die Königstochter Europa. In Matala, einem ehemaligen minioistischen Hafen, ging Zeus an Land. Tano dagegen stieg dort in den winterkalten Ozean und watete ufernah auf und ab.
Natürlich wird man als Tourist dort hin geführt, aber eher wegen den bekannten Sandsteinhöhlen, in denen sich in den 60er Jahren amerikanische Hippies niederließen, um der Einberufung zum Vietnamkrieg zu entkommen.
Die meisten in unserer Reisegruppe gingen Essen, doch wir entkamen ihr und flohen in das kleine Dorf Matala. Doch dort sah ich es fast nur durch die Linse meines Smartphones, gefangen durch die unzähligen Motive, die sich mir dort boten; zum Beispiel die bunten Kreidezeichnungen auf den Straßen und Häusern, die an die Zeit der Blumenkinder erinnerten.
Ein Höhepunkt unserer Kretareise war für uns der Besuch des Archäologischen Museums in Heraklion. Ich lernte viel über die minoische Zeit, zum Beispiel, dass der göttliche Zeussohn Minos, Namensgeber jehner Epoche ist. Die Zeitspanne kann ich mir jetzt merken: unser Zeitalter nach Chr. – nur umgekehrt – 2000 v. Chr. bis 1 nach Chr.
Fotografieren verboten
Schnelle Skizze
Die Formen der Tongefäße aus den Ausgrabungen waren vielfältig, und ich war überrascht, wie sie im Grunde unseren heutigen gleichen. Die selben minoischen Grundtechniken sind auch jetzt noch unsere: z. B. vervielfältigte Gefäße und deren Model, Bemalungen mit Engoben, oder die Strukturierungen durch verschiedenfarbigen Tone.
Ich konnte mich nicht satt sehen, so dass wir das Museum noch ein zweites Mal besuchen mussten.
Das moderne Museum war nicht so leicht zu finden. Am Ende einer kleinen Straße mit sanierungsbedürftigen kleinen Häusern, fanden wir das Museum der zeitgenössischen Künstler. Es waren gerade Fotos ausgestellt. Die Themen waren die gleichen wie unsere. Mich wunderte, dass die Fotos, auch ganz große, nur mit Nägeln sichtbar angeheftet waren. Es störte nicht, weil alle so präsentiert waren.
Für ein Erinnerungsfoto des Hauses lehnte ich mich an einen alten Telefonmasten. Er war mit Tausenden Heftklammern betackert, die Überbleibsel von Aushängen. Ich kam nicht umhin, sie zu fotografieren. Aufgescheucht, jetzt mit offenen Augen, gingen wir den Weg zurück und entdeckten zwischen vielen verfallenen Wohnungseingängen kleine Kunstwerke.
Teppichverkauf – modernes stattliches Haus
1. Begrüßung: Chef sehr sympatisch
2. Bewirtung : Raki und Bergtee
3. Theaterszene: großer Saal, Sitzrunde auf Bänken, Lehnstuhl für den Chef, aufgerollte Teppiche, dahinter ca. 10 junge Männer, Fotografieverbot.
4. Vortrag vom Chef: interessant, fachlich
5. Vorführung: bühnenreif, theatralisches Aufrollen der Teppiche durch die 10 jungen Männer
6. Hauptteil: Einzelbetreuung -Tano und ich wollten nichts kaufen und wurden zum Ausgang verwiesen und dort von drei Männern aufgehalten und bedrängt. Ich strebte nur noch nach dem Ausgang.
Goldverkauf
Ich nahm mir vor, dieses Mal nur ja zu sagen. Ich ließ mir die Kette um den Hals hängen, folgte mit Tano der Einladung in einen gemütlichen Nebenraum. Erstes Preisangebot war 4000 Euro, dann 2000, 500, und am Schluss nur noch 250 Euro. Zum Glück ohne Kette wieder zurück ins Hotel.
Ledergeschäft
Eine kleine Umhängetasche werde ich mir kaufen, dachte ich, aber es war ein feines Modegeschäft für Jacken und Mäntel. Mit einer wunderschönen Modeschau wurden wir begrüßt. Mir gefiel sie sehr gut, weil die Model keine Modepuppen waren sondern Leute wie wir. Wir wurden weder bedrängt, noch überredet.
Hotel am Stand
Die letzte Woche verbrachten wir im Hotel am Strand. Die frische Meerluft genießend, reflektierten wir während ausgedehnter Spaziergänge entlang der Küste über den Ozean all die vielen Eindrücke der ersten Woche: Ausgrabungsstätten, venezianische Häfen, Strandpromenaden, der Palast von Malia, Knossos, byzantinische Kirchen, Klöster, Moscheen, Berggipfel, Ziegen, Schafe, 1000-jährige Plantanen, Olivenhaine, Myrtosbananen …
Das
Tohuwabohu beim Ausräumen der Bude wird es heuer nicht geben. Also
standen Tano und ich am Montag schon um 6 Uhr in der früh in unserer
Hütte. Es war finster, Strom gab es noch nicht. Den einzigen
Lichtblick bekamen wir mit unserer kleinen Taschenlampe. Nur keine
Panik. Es muss nur das Richtige in die richtige Schachtel gefüllt
werden. Klappte, bis wir am Ende dann doch nur dachten, hauptsächlich
alles kommt ins Auto, alle Nägel sind gezogen und der Boden ist
sauber. Die Hoffnung, meine am Tag vorher verlorene neue Brille zu
finden, erfüllte sich auch nicht.
Ich
jammerte Tano vor, umgekehrt er mir. Das Tohuwabohu der Schachteln
und Kisten ist nichts gegen Tanos Einkaufsstress. Überfüllte
Straßen, volle Parkplätze und Riesenschlangen vor Lidl- und
Aldikassen. Er schimpfte über die Bank, die zum Tauschen von
Scheinen für zwei Rollen Münzen seit neuestem 60 Cent verlangt. Er
wollte sie den Kindern für ihre Waschmaschinen im Miethaus besorgen.
Unser
Weihnachtsbaum
Heuer
war ich dran, den Weihnachtsbaum zu schmücken. “Hab ich schnell“
– hätte nicht jedes Teilchen ein festklebendes Preisschildchen
gehabt. Die Porzellansterne, die auf dem Markt zu Ladenhüter wurden,
hatten jetzt Premiere.
Unser
Krippenfiguren
Noch in der letzten Adventswoche standen sie im Brennofen. Den kolumbianischen Künstler Fernando Botero hatte ich im Kopf. Seine Figuren in der Ausstellung vor zwei Jahren in Passau mit überzeichneten Proportionen und reduzierten Details hatten mich beeindruckt. Ich hatte einfach Lust, einen Batzen Ton in die Hände zu nehmen, ihn in eine kompakte einfache Form zu drücken, und alles Kleinklein zu vergessen.
Freude
und schlechtes Gewissen.
Ich
erinner mich gar nicht mehr an persönliche Weinachtpost. Diese Jahr
fand ich zwischen den vielen Reklamen zwei handgeschrieben
Weihnachtsbriefe. Wunderschön. Danke. Da drückt mich natürlich das
schlechte Gewissen. Nicht einmal den vielen Facebookfreunden habe ich
geantwortet. Es ist schön, so viele liebe Bekannte und Freunde zu
haben. Ich möchte allen danken und die guten Wünsche auch zurück
und weiter geben. Besonders gefreut hat mich eine E-Mail von einem
Krippenfreund, der mir Bilder seiner Krippe am heiligen Abend
schickte, in der ich meine Figuren erkannte.
Tano, der Vater, feierte seinen 80. Geburtstag. Er wollte den Festtag nicht wie sonst, mit seiner Familie am großen Tisch im Wohnzimmer verbringen, sondern wünschte sich, in Mitten einer
Familienkunstausstellung zu sein. Sein Wunsch ist nicht ungewöhnlich, die Kunstwerke, die unser Haus von oben bis unten füllen, einmal öffentlich zu zeigen. So war die Idee geboren, eine Ausstellung im Jagerhaus Gmund zu organisieren.
Für jeden Künstler der Familie wäre ein extra Zimmer bereit gewesen, bis Riccardo, der Jüngste der Familie, daraus eine wirkliche Familienausstellung machte, in der sich die Figuren, Bilder,
Skizzenbücher und Mosaikarbeiten vermischten, aufeinander bezogen, ergänzten oder einen Kontrast ergaben. Sein Konzept ging völlig auf, wie man bei der Vernissage sah, bei den Gesprächen spürte und in den Zeitungsberichten nachlesen
konnte.
Tano und uns gefiel es, dass die Ausstellung nicht nur Schau war, sondern vielmehr ein Treffen alter und neuer Freunde und Bekannter. Darüber hinaus war es ein Austausch zwischen Künstlern und Kunstbegeisterten, nicht nur der bildenden Kunst. Nicht nur Tano fühlte sich reich beschenkt, sondern die ganze Familie.