Der Sänger Leo Slezak – Von der Met in New York in die Egerner Bucht

Als die Pianistin, Kamila Akhmejanova, die ersten Töne am Klavier anschlug und noch bevor der rumänische Tenor Marius Zaharia die Lieder anstimmte, flüsterte mir Tano schon die Titel der Lieder ins Ohr. Es waren neapolitanische Volkslieder, geschrieben und komponiert vor allem für die italienischen Auswanderer in Amerika. Leo Slezak und Enrico Caruso sangen sie ab 1909 an der Metropolitan in New York.

Tanos Begeisterung war es, die diesen Abend für mich zu einem besonders schönen Erlebnis machte.

Peter Rixner und Sonja Still haben Slezaks Leben in einem Film nachgezeichnet. Still las Ausschnitte aus Slezaks Biografie von Hanna von Feilitzsch. Der bekannte Segler und ehemalige Hotelier des Malerwinkels erzählte von seinem Erlebnis mit Slezak als 8-Jähriger. So viel Bayrisch hat das neue Seehotel Überfahrt seit seinem Bestehen sicher noch nicht gehört.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung sprach der neue Bürgermeister Christian Köck (ein Schulkamerad von Pina) über die Geschichte des Tals bis zum Abriss des Gasthauses „Zur Überfahrt“ und dem Neubau des „Seehotels Überfahrt“, natürlich auch im schönen bayrischen Dialekt.

Italienische Töne dann auf unserem abendlichen Heimweg. Tano musste sich nicht mehr zurückhalten und sang für mich allein „Torna a surriento“ und „Corre ‘ngrato“, so innig wie vorher Zaharia.

„Der Tegernsee, das ist mein Fjord“ – Das Tegerseer Tal zwischen 1900 und 1945

Im Gegensatz zur der Eröffnung der Ausstellung „Kultur am Abgrund“ im jüdischen Museum, trafen wir diesmal bei dem Vortrag von Dr. Veronika Diem im Münchner Rathaus mehrere Bekannte aus dem Tegernseer Tal. Wieder ging es um unser Tal, über die historischen Hintergründe in der Zeit zwischen 1900 und 1945.

Interessant und spannend war für mich, dass ich in der Zeitschrift „Tegernseer Tal“ einen Artikel von Tatjana Kerschbaumer über Veronika Diem fand. Diem, 1975 in Tegernsee geboren, schrieb eine Dissertation über die „Freiheitsaktion Bayerns“ bis dato ein ungeklärtes Kapitel der Geschichte zum Kriegsende in Bayern.

Gefallen hat mir auch der Veranstaltungsort, die Juristische Bibliothek im dritten Stock des neugotischen Rathauses. Ein zweistöckiger Raum mit einer wunderschönen, vergoldeten, eisernen Wendeltreppe und umlaufenden Balustraden, dazu die floralen Wandleuchter und die eichenen Schränke und Regale. Alles fast noch Original im Münchner Jugendstil.

„Landleben verbindet“ Ausstellung im Olaf Gulbransson Museum Tegernsee

Ohlstadt sei uns wahrscheinlich nur vom Verkehrsfunk und den Bobfahrern bekannt, so begann der Bürgermeister dieses Ortes, Christian Scheuerer, seine launige Rede zur Ausstellungseröffnung.

Weniger bekannt sei uns wahrscheinlich, dass Ohlstadt im blauen Land, dem Land der blauen Reiter liegt, und noch weniger bekannt, dass der berühmte Malerfürst Friedrich August von Kaulbach dort 1893 eine bäuerliche Sommervilla erbauen ließ.

Die Verbindung zu Tegernsee zeigt der Untertitel der Ausstellung „Illustrierte Briefe von Olaf Gulbransson und Friedrich August von Kaulbach“. Dr. Andrea Bambi, Oberkonservatorin der Bayrischen Staatsgemäldesammlung, erklärte den Zusammenhang ausführlich bei der Eröffnung.

 

Aus dem künstlerischen Nachlass Kaulbachs,kommt die sogenannte Olafmappe. Sie enthält Briefbögen mit Texten und Illustrationen von Gulbransson und gibt Einblick in die bisher unbekannte Freundschaft zweier stilistisch konträrer Künstler, noch dazu mit zwei Jahrzehnten Altersunterschied.
Mit behördlicher Hilfe von dem damals schon berühmten Kaulbach, bekam Gulbransson 1906 die damalige Bayerische Staatsangehörigkeit. Es war der Beginn einer Freundschaft. Das anfängliche „Sie“ wurde im Lauf der Jahre zu einem vertrauten „Du“

Erst Daheim las ich den Ausstellungsführer von Malgorzata Stigancow. Er ist so interessant geschrieben, dass ich die Ausstellung noch einmal sehen möchte.

Besuch der Gemeinschaftsausstellung im Kunst- und Kulturhaus in Hausham

Das erste Bild, das Tano ansteuerte – fiel auch mir gleich beim Eintreten in die Ausstellung auf – ein azurblauer Himmel und zwei beeindruckende, senkrechte Berggipfel, einer in blau-weiß und einer in rot-weiß.

„Mei war des schee“, sagte Traudl, die Aufsicht hatte, und wir wussten nun, dass sie die Malerin war, unsere Nachbarin. Sie zeigte uns auf dem Bild ihren Rastplatz in schwindliger Höhe.

Nachbarin ist gut gesagt. Zaungespräche sind uns nicht möglich, denn eine riesengroße Kuhweide trennt uns. Aber auch, wenn wir Tür an Tür wohnen würden, oft antreffen würden wir sie nicht, die Bergsteigerin, Taucherin, Schwimmerin, Radfahrerin, Skilehrerin und Künstlerin. Sie ist Mitglied im Kunstkreis Hausham und im Kunstraum Innsbruck.

Wir haben schon viele Ausstellungen des Haushammer Kunstkreises gesehen. Es ist ein sehr aktiver Verein, mit monatlichen Treffen, vielen Einzelausstellungen und einer jährlichen Gemeinschaftsausstellung. Die jetzige Ausstellung ist noch bis zum 23. Nov. geöffnet.

Seehotel Überfahrt Rottach-Egern – Wie der Malerwinkel zum Malerwinkel wurde

Ich war skeptisch. Riccardos Plan war, seine Zeichnungen für die Ausstellung im bekannten Seehotel Überfahrt ohne Rahmen und nur unter Glas auf Tische zu legen. Als er dann unseren alten Tapeziertisch vom Speicher holte, zweifelte ich erst recht an einer guten Präsentation.

Doch dann bei der Vernissage gefiel mir seine werkstattähnliche Installation, mit den fünf Bleistiftzeichnungen auf dem Tisch, dem an die Wand gelehnten, großen Acrylbild und einer kleinen Einstrich-Tusch-Zeichnung. Auf dem daneben stehenden Feuerlöschgerät lag ein QR Code, hinter dem sich sein Video „So schee da Malerwinkl“ versteckt.

Rolf Brandthaus, der Initiator und erste Vorsitzende der Kulturwerkstatt im Oberland e.V eröffnete die Ausstellung und stellte das Projekt „Trilogie im Malerwinkel Tegernsee“ vor, das sich über drei aufeinanderfolgende Samstage zieht.

„Malerwinkel“, eine Neuinterpretierung mit den Augen unserer Zeit

„Leo Slezak“, Gesang, Film, Erzählung, Kulinarik und

„Ludwig Thoma“, Musik, Literatur, Kulinarik

Anschließend verdeutlichte die Künstlerin Cornelia Hammans, die zweite Vorsitzende der Kulturwerkstatt, wie der Malerwinkel zum Malerwinkel wurde. Angefangen mit den Künstlern, die mit dem bayrischen König ins Tal kamen, zu Leo Slezak, Ludwig Thoma und Gulbransson. Die Kulturwerkstatt hatte sich vorgenommen, das Postkartenidyll, zum Teil Klischee für den Tourismus, neu von den jetzigen, hiesigen Künstlern interpretieren zu lassen.

Ich bin gespannt, ob und was für ein Echo es auslöst.

Wenn ich Riccardos Zeichnungen betrachte, kann ich nicht ausdrücken, was ich sehe und denke.

Das kann besser die Journalistin, Buchautorin und Filmemacherin Sonja Still. Sie schreibt in dem dazu herausgegeben Katalog: „Seine Beobachtung ist mit Humor und Witz gemacht, überhöht die exakte Bedeutung und zwingt zum Nachdenken. Es sind andere Welten, die er sieht und an denen er die Betrachter teilhaben lässt.“

Kultur am Abgrund – Jüdisches Leben am Tegernsee

Im Jüdischen Museum München ist zur Zeit (15.Okt.2014 bis zum 8. Febr. 2015) die Ausstellung des Literaturarchivs Monacensia München mit dem Titel „Kultur am Abgrund – Jüdisches Leben am Tegernsee 1900 bis 1933“.
Schon die Vorankündigung der Ausstellungseröffnungen mit Textlesungen aus den Tagebüchern von Hedwig Pringsheim, Thomas Mann und Grete Weil machten mich neugierig.

Vom jüdischen Leben in unserem schönen Tegernseer Tal wusste ich sehr wenig. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts existierte hier ein kulturell vielseitiges Leben. Jüdische und nichtjüdische Gäste waren gleichermaßen begeistert vom Sommerfrischidyll, trugen nicht nur Tracht, wie die Einheimischen, sondern wurden auch Einwohner. Zum Beispiel lebte der Arzt und Schriftsteller Max Mohr auf seinem Bauernhof in Rottach in der Wolfsgrub und lud namhafte Gäste ein.

Mit Hitler nahm das kulturelle Miteinander ein Ende.

Eine kleine Ausstellung mit Fotos, Zitaten aus Tagebüchern und persönlichen Gegenständen machte uns betroffen. In einem Brief bat der Vater von Grete Weil den Rottacher Bürgermeister um das Entfernen der Schmiererei „Judenschwein pack dich fort“, die er vor seinem Haus auf der Fürstenstraße fand.

Auf einem Foto forderte der Kreisleiter E. Danninger die jüdischen Gäste auf, das Tal binnen 24 Stunden zu verlassen. Juden würden das Tal auf eigene Gefahr betreten.
Mit den neuen Bewohnern, Nazigrößen wie Max Amann, Adolf Müller, Franz Schwarz und Heinrich Himmler, wurde der See zum Lago di Bonzo.

Eigentlich müsste die Ausstellung in unserem Tal gezeigt werden, aber sie wurde nicht einmal in unseren Lokalseiten der Zeitung erwähnt und bei der Eröffnung trafen wir keinen, den wir kannten.

Ende unserer Ausstellung in Agatharied

Ende gut! Alle meine Plastiken überstanden heil die Ausstellung im Krankenhaus, und das zwei Monate lang. Bei meinen Besuchen dort konnte ich oft nicht hinschauen, wenn die Besucher meine Arbeiten betasteten oder die Kranken in ihren Gehwägelchen die Podeste streiften.
Dann beim Einpacken verlor eine Figur einen Finger und eine die Hand. Glasscherben gab es bei Riccardos Bilder, sie fielen einfach so von der Wand.

Gerade noch, am letzten Tag unserer Ausstellung, schaffte ein Bericht über uns die Veröffentlichung in der Internetzeitung „Tegernseer Stimme“. Mit Rose Beyer lernten wir eine sehr engagierte und liebenswerte Redakteurin kennen. Sie nahm sich sehr viel Zeit bei der Besichtigung in Agatharied und dem Interview bei uns zu Hause.
Zwei Bilder von Riccardo und eins von Pina entgingen am Ende der Lagerung in einem stillen Kämmerlein. Sie sind jetzt öffentlich im Waitzinger Keller in Miesbach zu sehen.

Silvia Bächli in der Pinakothek der Moderne

Silvia Bächlis Arbeiten sah ich vor einigen Jahren in der Biennale in Venedig und jetzt in der Pinakothek der Moderne in München. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Juni geöffnet.

Ihre Bilder sind Zeichnungen, die nur aus wenigen Linien bestehen, mal sind sie gerade, mal gewellt oder geringelt. Teils sind die Striche schnell und fließend auf das Papier gezogen, dann wieder stockend, pinseldick oder haarfein. Ganz selten erkannte ich etwas Gegenständliches. Ich verstand nicht, was die Künstlerin zum Beispiel mit nur einem Tusche-Strich ausdrücken wollte.
Die weißen Wände der Ausstellungsräume wirkten für mich wie riesengroße Passepartouts mit vielen, unterschiedlich großen Einschnitten, so als würden sie die Zeichnungen rahmen. Dieser Gesamteindruck gefiel mir.

Auf ihrer Internetseite schreibt Silvia Bächli „Überkreuzte Linien können Handliniensterne sein, übereinander geschichtete Linien sind warme Decken, Rechtecke und geschlängelte Linien sind Häuser und Wege.“ Ihr sind wichtig, das Flüchtige und die Andeutung. Zeichnen heißt für sie weglassen und sie vergleicht ihre Bilder mit einer Winterlandschaft mit Schnee.

Eröffnungsrede unserer Ausstellung

Die Eröffnung durch die Journalistin und Filmemacherin Sonja Still war mehr als eine Einführung unserer Ausstellung, es war eine Laudatio auf meine Familie. Es war keine Lobhudelei, es war ihr Blick, ihre Sichtweise. Sie erzählte liebevoll, in Bildern und Metaphern, über die Arbeit und Rolle jedes einzelnen von uns im Verbund der Familie. Sie sprach wie eine Schriftstellerin, die sie ja auch ist.

Sonja Still ist Journalistin. Sie drehte Dokumentationen für RTL und VOX, für Arte, WDR und BR, schreibt für Printmedien (z. B. Landlust und Merian) und veröffentlicht eigene Bücher.

Ihr Buch „Einmal zum Horizont und zurück“ enthält nicht nur Reiseberichte, sondern, wie der Untertitel sagt, „Reisen für die Seele“.

Auf ihrer Internetseite erfährt man noch mehr über Sonja Still und, wenn man ihre Eröffnungsrede für unsere Vernissage anklickt, etwas über uns und wiederum etwas über sie.

Unsere Vernissage im Krankenhaus Agatharied

Die Plastiken waren aufgestellt, die Bilder aufgehängt, nummeriert und betitelt und wir waren eine gute Stunde vor der Ausstellungseröffnung schon im Foyer des Krankenhauses.

Als die ersten Besucher eintrafen, merkte Tano, dass die Mosaikkugeln nicht nummeriert waren. Wie es so ist – wenn es pressiert – die Nummernpapperl lösten sich nicht vom Papierträger, dafür trennte sich meine innere Ruhe von mir und bei der Begrüßung der Gäste ließ mich mein Namensgedächtnis in Stich.

Eine Weinflasche steht jetzt auf unserem Tisch. Die Rose, mit der die Flasche dekoriert war, steckt in einer kleinen Vase, und ich weiß nicht mehr, wer mir das Geschenk in die Hand gedrückt hatte.

Danken möchte ich, im Namen der ganzen Familie, allen Besuchern: den Künstlern und den Kunstbegeisterten, den langjährigen Wegbegleitern und Freunden, Bekannten und Nachbarn, besonders jenen, die eine weite Anreise auf sich genommen hatten. Es war ein guter und schöner Tag mit vielen anregenden Gesprächen und Diskussionen.

Dank an Frau Sonja Still für die großartige Einführung und an Herrn Florian Marshall, der unsere Vernissage mit einer modernen Interpretation von Mozart und Bach auf der E-Gitarre musikalisch begleitete.

Ebenfalls Dank an Frau Dr. Monika Gierth, der Redakteurin der Kulturzeitung „Kulturbegegnung“ und der Internetzeitung „Kultur Aktuell“ des Vereins „Kulturvision“. Schon am Tag nach der Vernissage stand im Internet ihr sehr schöner Bericht über unsere Ausstellung mit der Überschrift: „Alt und Jung zusammen – das ist das Schönste“.

Den Link www.kultur-vision.de sollte man öfters anklicken, denn er zeigt mehr als aktuelle Kulturereignisse. Isabella Krobisch, Vorsitzende des Kulturvereins, sagt: „Wir verstehen uns nicht nur als Chronisten, sondern als Entdecker und Mutmacher für neue Denkanstöße.“

Für seinen Besuch danke ich auch Rolf Brandthaus, den ich durch Riccardo kennen lernen durfte. Er ist der Vorsitzende des Vereins Kulturwerkstatt Oberland, der im Herbst eine Ausstellung zum Thema „Malerwinkel“ plant.