Schatz auf dem Kirchenspeicher

Riccardo zeigte im vorangegangenen Eintrag die Venus von Velazquez (1599 – 1660). Jetzt möchte ich konträr dazu das „Heilige Grab“ zeigen, das zurzeit in der Rottach-Egerner Kirche aufgestellt ist. Das Verbindende ist, dass beide bedeutende, barocke Kunstwerke sind.

In der Barockzeit versuchte die Kirche den Gläubigen das Leiden und die Auferstehung Jesu besonders anschaulich nahe zu bringen. Mit einem theatralischen Kulissenaufbau und Aufstellbildern stellte man das „Heilige Grab“ dar.

Auf dem Kirchenspeicher fand man vor einigen Jahren die vollständig vorhandenen Teile eines solchen Grabes. Bemalt wurde die Kulisse von dem Münchner Kirchen- und Theatermaler Joseph Ignaz Schilling (1702 -1773). Man erkannte den künstlerischen Wert und ließ es für 360.000 € restaurieren.

Auf mein Bitten hin malte Pina für mich die Szene. Mit den Aquarellfarben konnte sie sehr gut die typischen Merkmale des Barocks herausarbeiten, wie Farbe, Bewegung, Licht und Schatten.

Man kann sich vorstellen, welch starke Emotionen das Grab früher bei den Gläubigen auslöste. Die realistische, dramatische Bühnenanlage, ein Denkmal der damaligen Volksfrömmigkeit, berührt auch uns.

Aquarell von Pina: Das „Heilige Grab“ in der Kirche zu Rottach-Egern

Karl Hubbuch – Ausstellung im Stadtmuseum München

Der genaue Titel der Ausstellung war:  Karl Hubbuch und das neue Sehen – Fotografien, Gemälde, Zeichnungen 1925-1935.

Mit großer Erwartung besuchten Tano und ich die Ausstellung. Besonders spannend für uns, da seit 1969 Grafiken von Hubbuch in unserem Wohnzimmer hängen.

In der Ausstellung lasen wir, dass Hubbuch in den 1960er/1970er Jahren „seine Arbeiten ordnete, signierte und datierte, teilweise jedoch mit falschen Angaben.“ Die Entstehungszeiten unserer Bilder könnten deshalb auch nicht stimmen.

Gekauft hatte ich die Grafiken in der damaligen Neuen Münchner Galerie, gegründet von Dr. Richard Hiepe. Es waren nicht die berühmten Namen, die er in seinem Grafikkreis anbot, sondern junge Künstler und vergessene ältere Künstler und die Preise waren niedrig. So kam ich zu einem Holzschnitt und einer Radierung von Hubbuch.

Die Ausstellung jetzt im Stadtmuseum war für uns ein Erlebnis, eine Begegnung mit dem Mensch Hubbuch und seiner Welt, als Maler und Fotograf.

Hubbuch 1891 – 1979 zählt mit seinen neorealistischen Bildern zur „Neuen Sachlichkeit“. 1925 stellte er mit Otto Dix und George Grosz aus.

Brauchtum – Palmsonntag

Der Brauch des Palmtragens ist bei uns noch sehr lebendig. Aus Palmkatzerlzweigen, Waxlaber (Stechpalme), Buchs und Blutruten werden die Palmbuschen kunstvoll gebunden und mit Bändern verziert. Die Buben tragen sie aufgesteckt auf einer Stange, und die Mädchen im Korb zur Weihe. Danach verteilen die Kinder ihre Palmbuschen an Freunde und Verwandte und bekommen dafür Palmgeld.

Seit vielen Jahren steht in unserem Garten eine Palmweide. Inzwischen ist sie schon so groß, dass unser Nachbar die Zweige fürs Palmtragen seiner Kinder nur angeseilt schneiden kann.

Fotos von der Palmweihe in Rottach-Egern: Nachbarsbuben mit Palmstangen,  Kirchenbesucher in Alltagstracht, Blasmusik beim Kirchenzug und Palmbuschen im Korb

Ausstellung der Isargilde in Landau/Isar „emotional-rational“

Im Kastenhof, einer Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München, findet die Frühjahrsausstellung der Isargilde vom 22. März bis zum 9. April statt. Seit 1997 bin ich Mitglied der Isargilde Landau / Dingolfing. Jede Ausstellungsbeteiligung ist
für mich ein Besuch in der Heimat meiner Schulzeit.

BannerDer Kastenhof, 1224 erbaut, war ein ehemaliger Herzogssitz der Wittelsbacher und zeigt die Kulturgeschichte der Altsteinzeit und des frühen Mittelalters in Niederbayern. Im modernen Glasanbau  wechseln Sonderausstellungen.

Thema war diesesmal „emotional-rational“ – inwieweit diese Gedanken und Empfindungen zur Arbeit anregen und sich bei der Arbeit auswirken. Ich tat mich mit diesem Motto nicht leicht, weil ich es sehr wörtlich nahm. Ich wollte nicht meine Arbeitsmotivation sichtbar machen, sondern meine glasierten Steinzeugplastiken sollten den Gegensatz von emotional und rational verkörpern.

Bilder von der Vernissage

Meine drei Plastiken:

1. Tuchfühlung (Seehofer und Zeil) – Enge Zusammenarbeit zwischen zwei politisch Andersdenkenden  „emorational”

2. Meistertanz (Van Gaal und Ude) – Gaal, ehemaliger Trainer von FC Bayern umarmt sehr emotional  Ude, Fan von TSV 1860   rot-blau

3. Zwei Taschen – Platzhalter für die zwei Pole emotional und rational

Eine nachgeholte Geburtstagsfeier

 Während wir uns mit unseren Gästen unterhielten, zeichnete uns Riccardo. Sein Bild „Die Geburtstagsfeier“ gefällt mir sehr. Ich freute mich über das Bild, eine Erinnerung an einen schönen Abend.

Detailgetreu ist das Drumherum: unsere gestreiften Vorhänge, die Podeste mit meinen Figuren und der Holzschnitt von Hubbuch an der Wand. Die Personen erkennt man deutlich.

So realistisch die Tischgesellschaft wiedergegeben ist, so unrealistisch erscheinen die Art der Darstellung und die Strichführung. Manche Details, wie zum Beispiel die Hand oder die Nasenlöcher zeichnet Riccardo absichtlich naiv, andere dagegen sehr gewitzt.

Ich sehe, dass die Karaffe aus Glas ist, spüre die Enge des Raumes. Die Vorhänge flattern, sobald sich jemand dreht.

Pixar 25 Years of Animation – Ausstellung in Bonn

Plakat Pixar AusstellungIch habe mich gefreut, dass die Ausstellung Pixar, die wir in Mailand gesehen hatten, jetzt auch nach Deutschland kommt. Vom 6. Juli 2012 bis zum 6.Januar 2013 wird die Ausstellung  in Bonn in der Bundeskunsthalle gezeigt.Wie ich schon in dem Beitrag „Pixar in Mailand“ geschrieben habe, besuchten fast nur junge Leute und viele Familien mit Kindern die Ausstellung. Für mich war es sehr interessant, die Reaktion der Besucher zu verfolgen. Sie kannten die Figuren mit Namen, freuten sich und kamen untereinander ins Gespräch. Selten erlebte ich eine so lebhafte Kunstausstellung mit so vielen interessierten jungen Leuten. Ich kam mir dabei ziemlich alt und unwissend vor. Ich habe gelernt und sehe manches jetzt mit anderen Augen.

Internationale Handwerksmesse München

Gestern besuchten Tano und ich die Internationale Handwerksmesse in München. Unsere Stimmung war gleich sehr gut; ein Herr schenkte uns am Eingang seine Eintrittskarte. Die längste Zeit hielten wir uns bei den Sonderschauen „Talente“, „Meisterschaft“ und „Exempla“ auf.

Das Thema der „Exempla“ war Glas. Sehr interessant fand ich den Stand  „Derix Glasstudio.  Die Firma präsentierte auf ihrem Stand einen Ausschnitt des Fensters, das Gerhard Richter für den Kölner Dom entworfen hatte.

Auch die Schau „Talente“ war sehr spannend. Die ausgewählten Arbeiten waren das Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs.

Für mich ist es oft schwer, die Abgrenzung zwischen Kunst  und Kunsthandwerk zu erkennen. Ich sehe zum Beispiel keinen großen Unterschied zwischen den Plastiken von Anna Dorothea Klug, die ich in der Handwerksmesse sah, und denen von Alessandro Gallo im vorigen Jahr in der Biennale Venedig.

 

Reiner Zimnik im Gulbranssonmuseum

Vier Tage vor ihrem Ende besuchten Tano und ich die Ausstellung im Gulbranssonmuseum, in der Reiner Zimnik sein Gesamtwerk vorstellt. Es wäre schade gewesen sie zu versäumen.

Es sind skurrile und stille Bilder. Auf den ersten Blick wirken sie heiter, doch schnell sahen wir deutlich, dass der Künstler uns auch die nicht heile Welt zeigen will.

Auf dem Bilderzyklus „unter dem Kastanienbaum im Hirschgarten“ gab es nicht nur friedliche Biergartenbesucher.  Einige Bilder zeigen Vertreibung, ethnische Säuberung oder tanzende Soldaten mit Pappnasen. Ein großes Thema waren nackte Frauen mit Tarnbemalung oder Nonnenhauben. Auf den „Winterbildern“ werden nackte Frauen von Männerhorden verfolgt. Die „Venen von Willendorf“ malte Zimnik mit üppigen Busen und dicken Bauchfalten, wohingegen die Frauenakte mit Hut sehr erotisch wirkten.

Bekannt wurde der Illustrator durch seine erfundenen Zeichenfiguren “Lektro“, ein kauziger Einzelgänger, und „Sebastian Gsangl“, ein typisch bayerischer Stammtischbruder. Die Bilderreihen wurden im Fernsehen gezeigt.

Der Künstler lebt in München und wir heuer 82 Jahre alt.