Schneemänner vor unserer Tür

Die Großfamilie, die wir während der Festtage waren, hat sich leider wieder aufgelöst. Geblieben sind uns nur noch Gustavs drei Schneemänner vor unserem Kücheneingang.

Drei Schneemänner vor unserer Tür.

Drei Schneemänner vor unserer Tür.

In Wikipedia las ich, dass vor 245 Jahren der Begriff Schneemann zum ersten Mal in einem Leipziger Kinderliederbuch als Begriff auftauchte. Ein Leipziger Bub baute jetzt im Jahr 2015 gleich drei Schneemänner. Viel freundlicher als der grimmige im Buch gucken sie in unsere Küche.

Poesie

Meine Mutter hatte kein eigenes Poesiealbum. Sie durfte das ihrer älteren Schwester weiterbenützen. Deshalb finde ich Einträge, die über hundert Jahre alt sind.

Poesiealbum 1915Der Glaube sei Dein Steuer,
Die Hoffnung Dein Magnet,
Die Liebe Dein Segel,
Das Ruder das Gebet,
Und in des Schiffleins Stille,
Steht Christi Kreuz als Mast,
Den man mit Lob und Bitte,
In jeden Sturm erfasst.

Gewidmet von Deiner Patin
Anna Riedisser
Pfaffenberg den 26. Juli 1915

Catania – Tagebuch einer Reise

Meine Ohren taten weh. Wir waren im Anflug auf Catania. Der Ätna lag im Schatten, nur der schneebedeckte Gipfel strahlte im hellen Licht der Sonne. Wie zerzupfte Watte lagen die Wolken unter uns, dazwischen die Farben der Felder, braun, grau und beige. Diesen ergreifenden Moment wollte ich festhalten und ich nahm mir vor Tagebuch zu schreiben – das Ergebnis hier.

Cati und Pina waren so lieb und korrigierten meinen Text

Anlass unserer Reise waren Tanos halbgerader und mein gerader Geburtstag in diesem Jahr. Wir wollten nicht viel unternehmen. Einfach die Tage so nehmen wie sie kommen, Kaffee trinken, spazieren gehen, sich unterhalten, schauen und genießen.

Nur die Fahrt nach Caltagirone hatten wir geplant.

Der Sänger Leo Slezak – Von der Met in New York in die Egerner Bucht

Als die Pianistin, Kamila Akhmejanova, die ersten Töne am Klavier anschlug und noch bevor der rumänische Tenor Marius Zaharia die Lieder anstimmte, flüsterte mir Tano schon die Titel der Lieder ins Ohr. Es waren neapolitanische Volkslieder, geschrieben und komponiert vor allem für die italienischen Auswanderer in Amerika. Leo Slezak und Enrico Caruso sangen sie ab 1909 an der Metropolitan in New York.

Tanos Begeisterung war es, die diesen Abend für mich zu einem besonders schönen Erlebnis machte.

Peter Rixner und Sonja Still haben Slezaks Leben in einem Film nachgezeichnet. Still las Ausschnitte aus Slezaks Biografie von Hanna von Feilitzsch. Der bekannte Segler und ehemalige Hotelier des Malerwinkels erzählte von seinem Erlebnis mit Slezak als 8-Jähriger. So viel Bayrisch hat das neue Seehotel Überfahrt seit seinem Bestehen sicher noch nicht gehört.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung sprach der neue Bürgermeister Christian Köck (ein Schulkamerad von Pina) über die Geschichte des Tals bis zum Abriss des Gasthauses „Zur Überfahrt“ und dem Neubau des „Seehotels Überfahrt“, natürlich auch im schönen bayrischen Dialekt.

Italienische Töne dann auf unserem abendlichen Heimweg. Tano musste sich nicht mehr zurückhalten und sang für mich allein „Torna a surriento“ und „Corre ‘ngrato“, so innig wie vorher Zaharia.

„Der Tegernsee, das ist mein Fjord“ – Das Tegerseer Tal zwischen 1900 und 1945

Im Gegensatz zur der Eröffnung der Ausstellung „Kultur am Abgrund“ im jüdischen Museum, trafen wir diesmal bei dem Vortrag von Dr. Veronika Diem im Münchner Rathaus mehrere Bekannte aus dem Tegernseer Tal. Wieder ging es um unser Tal, über die historischen Hintergründe in der Zeit zwischen 1900 und 1945.

Interessant und spannend war für mich, dass ich in der Zeitschrift „Tegernseer Tal“ einen Artikel von Tatjana Kerschbaumer über Veronika Diem fand. Diem, 1975 in Tegernsee geboren, schrieb eine Dissertation über die „Freiheitsaktion Bayerns“ bis dato ein ungeklärtes Kapitel der Geschichte zum Kriegsende in Bayern.

Gefallen hat mir auch der Veranstaltungsort, die Juristische Bibliothek im dritten Stock des neugotischen Rathauses. Ein zweistöckiger Raum mit einer wunderschönen, vergoldeten, eisernen Wendeltreppe und umlaufenden Balustraden, dazu die floralen Wandleuchter und die eichenen Schränke und Regale. Alles fast noch Original im Münchner Jugendstil.

Aktzeichnen

Ich hatte mal wieder Lust auf Aktzeichnen und habe an einem Wochenendkurs an der Volkshochschule teilgenommen. Im Folgenden zeige ich eine kleine Auswahl der dort entstandenen Bleistiftzeichnungen.

Besonders Spaß haben mir die Blindzeichnungen gemacht: Man lässt den Bleistift übers Papier gleiten und schaut dabei konsequent nur aufs Model und nicht aufs Blatt. Die Ergebnisse sind dann natürlich schief und krumm, aber dafür sehr genau beobachtet und ausdrucksstark. Im Kurs haben wir und dazu gegenseitig gezeichnet.

Frau und Mann – Blindzeichnungen

Blindzeichnungen mit Links

Blindzeichnungen mit Links (mit der linken, nicht dominanten Hand gezeichnet)

Füße

Füße, Füße, Füße, …

Meine Hand als Model

Meine eigene Hand als Model

Model stehend und sitzend

Model stehend und sitzend

Model stehend

Model stehend

 

„Landleben verbindet“ Ausstellung im Olaf Gulbransson Museum Tegernsee

Ohlstadt sei uns wahrscheinlich nur vom Verkehrsfunk und den Bobfahrern bekannt, so begann der Bürgermeister dieses Ortes, Christian Scheuerer, seine launige Rede zur Ausstellungseröffnung.

Weniger bekannt sei uns wahrscheinlich, dass Ohlstadt im blauen Land, dem Land der blauen Reiter liegt, und noch weniger bekannt, dass der berühmte Malerfürst Friedrich August von Kaulbach dort 1893 eine bäuerliche Sommervilla erbauen ließ.

Die Verbindung zu Tegernsee zeigt der Untertitel der Ausstellung „Illustrierte Briefe von Olaf Gulbransson und Friedrich August von Kaulbach“. Dr. Andrea Bambi, Oberkonservatorin der Bayrischen Staatsgemäldesammlung, erklärte den Zusammenhang ausführlich bei der Eröffnung.

 

Aus dem künstlerischen Nachlass Kaulbachs,kommt die sogenannte Olafmappe. Sie enthält Briefbögen mit Texten und Illustrationen von Gulbransson und gibt Einblick in die bisher unbekannte Freundschaft zweier stilistisch konträrer Künstler, noch dazu mit zwei Jahrzehnten Altersunterschied.
Mit behördlicher Hilfe von dem damals schon berühmten Kaulbach, bekam Gulbransson 1906 die damalige Bayerische Staatsangehörigkeit. Es war der Beginn einer Freundschaft. Das anfängliche „Sie“ wurde im Lauf der Jahre zu einem vertrauten „Du“

Erst Daheim las ich den Ausstellungsführer von Malgorzata Stigancow. Er ist so interessant geschrieben, dass ich die Ausstellung noch einmal sehen möchte.

Besuch der Gemeinschaftsausstellung im Kunst- und Kulturhaus in Hausham

Das erste Bild, das Tano ansteuerte – fiel auch mir gleich beim Eintreten in die Ausstellung auf – ein azurblauer Himmel und zwei beeindruckende, senkrechte Berggipfel, einer in blau-weiß und einer in rot-weiß.

„Mei war des schee“, sagte Traudl, die Aufsicht hatte, und wir wussten nun, dass sie die Malerin war, unsere Nachbarin. Sie zeigte uns auf dem Bild ihren Rastplatz in schwindliger Höhe.

Nachbarin ist gut gesagt. Zaungespräche sind uns nicht möglich, denn eine riesengroße Kuhweide trennt uns. Aber auch, wenn wir Tür an Tür wohnen würden, oft antreffen würden wir sie nicht, die Bergsteigerin, Taucherin, Schwimmerin, Radfahrerin, Skilehrerin und Künstlerin. Sie ist Mitglied im Kunstkreis Hausham und im Kunstraum Innsbruck.

Wir haben schon viele Ausstellungen des Haushammer Kunstkreises gesehen. Es ist ein sehr aktiver Verein, mit monatlichen Treffen, vielen Einzelausstellungen und einer jährlichen Gemeinschaftsausstellung. Die jetzige Ausstellung ist noch bis zum 23. Nov. geöffnet.

Seehotel Überfahrt Rottach-Egern – Wie der Malerwinkel zum Malerwinkel wurde

Ich war skeptisch. Riccardos Plan war, seine Zeichnungen für die Ausstellung im bekannten Seehotel Überfahrt ohne Rahmen und nur unter Glas auf Tische zu legen. Als er dann unseren alten Tapeziertisch vom Speicher holte, zweifelte ich erst recht an einer guten Präsentation.

Doch dann bei der Vernissage gefiel mir seine werkstattähnliche Installation, mit den fünf Bleistiftzeichnungen auf dem Tisch, dem an die Wand gelehnten, großen Acrylbild und einer kleinen Einstrich-Tusch-Zeichnung. Auf dem daneben stehenden Feuerlöschgerät lag ein QR Code, hinter dem sich sein Video „So schee da Malerwinkl“ versteckt.

Rolf Brandthaus, der Initiator und erste Vorsitzende der Kulturwerkstatt im Oberland e.V eröffnete die Ausstellung und stellte das Projekt „Trilogie im Malerwinkel Tegernsee“ vor, das sich über drei aufeinanderfolgende Samstage zieht.

„Malerwinkel“, eine Neuinterpretierung mit den Augen unserer Zeit

„Leo Slezak“, Gesang, Film, Erzählung, Kulinarik und

„Ludwig Thoma“, Musik, Literatur, Kulinarik

Anschließend verdeutlichte die Künstlerin Cornelia Hammans, die zweite Vorsitzende der Kulturwerkstatt, wie der Malerwinkel zum Malerwinkel wurde. Angefangen mit den Künstlern, die mit dem bayrischen König ins Tal kamen, zu Leo Slezak, Ludwig Thoma und Gulbransson. Die Kulturwerkstatt hatte sich vorgenommen, das Postkartenidyll, zum Teil Klischee für den Tourismus, neu von den jetzigen, hiesigen Künstlern interpretieren zu lassen.

Ich bin gespannt, ob und was für ein Echo es auslöst.

Wenn ich Riccardos Zeichnungen betrachte, kann ich nicht ausdrücken, was ich sehe und denke.

Das kann besser die Journalistin, Buchautorin und Filmemacherin Sonja Still. Sie schreibt in dem dazu herausgegeben Katalog: „Seine Beobachtung ist mit Humor und Witz gemacht, überhöht die exakte Bedeutung und zwingt zum Nachdenken. Es sind andere Welten, die er sieht und an denen er die Betrachter teilhaben lässt.“