Hayward Gallery

Das dritte große Erlebnis in London war für mich in der Hayward Gallery die Ausstellung von Martin Creed (geb.1968) mit dem Titel „What´s the Point of it“.

Wir waren auf Sinnsuche.

Es ist nicht Kunst im üblichen Sinn, aber es ist sicher eine Kunst, wie Creed es schafft, dass man seine Werke nicht mehr aus dem Kopf bekommt. So war das Verbot zu fotografieren nicht schlimm.

Creeds Arbeiten sind teils einfältig, wie die Papierfetzen unter einem Sockelsturz. Unschuldig wie ein Kind baut er Kartons übereinander auf und klebt Knete an die Wand.

In einem Raum, in dem die Hälfte der Luft mit Luftballons gefüllt ist, freuten wir uns die Bälle hoch zu stoßen, doch bald suchten wir klaustrophobisch den Ausgang und standen dann wie Struwwelpeter mit statisch aufgeladenen Haaren wieder draußen.

Manches ist sehr fantasievoll und ansprechend, wie die bunte Mauer aus naturfarbigen Ziegelsteinen auf der Terrasse, die 1000 gerahmten Brokkolidrucke, die der Größe nach aufgestellten Kakteen oder die Schatten der eingeschlagenen Nägel.

Anderes, unappetitlich, wie ein Scheißhaufen, ein Video indem sich jemand erbricht.

Witzig fand ich ein großes Video von einer Erektion, draußen auf einer Terrasse aufgebaut, mit wunderschöner Aussicht auf London. Den Zugang dazu bewachte ein Aufseher. Wir konnten das Panorama genießen, wir waren 18.

Bei vielem wusste ich nicht, nennt man es Werk oder Installation, wenn z.B. das Licht nur ein und aus geht, die Tür auf und zu, der Klavierdeckel runterknallt oder der Vorhang sich öffnet und schließt. Nicht umsonst tituliert er alles nur mit Nummern.

Fast meine ich den Sinn doch noch gefunden zu haben.

Die Kunst, auf jeden Fall die Kunst von Creed, ist wie das Leben: lachen, Spaß haben, mit Körperfunktionen beschäftigt sein, im Dunklen gehen müssen und … und…

Einige Zeit saßen wir noch auf den bunten Sitzen vor dem Museum, betrachteten die Gallery von außen, einen wuchtigen Betonbau aus den 60er Jahren. Brutalismus nennen wir heute diesen Stil mit seinen geometrischen Formen und mit Sichtbeton, der Abdrücke der Schalung zeigt.

 

Saatchi Gallery

Auf den Namen Saatchi bin ich schon des Öfteren gestoßen, z.B. in Verbindung mit Damien Hirst und seinem in Formaldehyd eingelegten Tigerhai oder den Young British Artists.

So war ich richtig gespannt auf Saatchi Gallery. Schon bei Eintritt war ich überwältigt von den riesigen Räumen, den weißen Wänden, den weiß gelaugten Eichenböden und den türlosen Ein- und Durchgängen.

Als ich dann im ersten Saal die vielen großen Ameisen sah, die kreuz und quer, einzeln und zusammengedrängt an den Galeriewänden hingen, kam ich mir vor wie der Däumling im Märchen.

Beim genauen Betrachten einer halbmetergroßen Ameise, es gab deren so an die 400 Stück, dachte ich sofort an die Arbeiten der Arte Povera Künstler. Mir schien, zwei Steine ergaben den Ameisenkörper und Zweige die Beine.

Es waren aber gegossene Körper in Form von menschlichen Schädeln, die Beine jedoch waren wirklich Zweige.

Als ich überlegte, was der kolumbianische Künstler Rafael Gomezbarros (geb.1972) damit aussagen wollte, kam eine Kleinkindergruppe in den Raum. Je drei Kinder, angeleint an den Handgelenken, wurden von einer Betreuerin geführt, als wären sie Hunde. Zum Glück gehörte diese Szene nicht zur Installation.

In der Ausstellung zeigten afrikanische und lateinamerikanische Künstler ihre Werke unter dem Thema Pangaea: Neue Kunst aus Afrika und Lateinamerika.

Viele Werke haben mich berührt, die Beton-Ziegelkugel von Fredy Alzata, die Kohlesack-Installation des jungen Mahamas (geb. 1987), Jose Lermas Kugelschreiber Cartoon-Stil Zeichnungen.

Die Arbeiten unterschieden sich nicht von den jungen britischen Künstlern im oberen Stock: Wir sahen schrille, düstere und gefühlvolle Szenen, geisterhafte Silhouetten, monumentale und barocke Bilder und Plastiken.

Erwähnen muss ich noch die Dauerinstallation von Richard Welson im Untergeschoß, einem See aus Altöl, in dem sich die Decke spiegelt.

Tate Modern Gallery

Ein Besuch in die Tate Modern war schon lange mein Wunsch. Zu meinem 70sten schenkten mir meine zwei großen Kinder, Pina und Cati, eine Reise nach London und begleiteten mich.

Der Weg zur Tate Modern Gallery auf der Millennium Bridge war schon ein Erlebnis: hinter uns die St. Paul´s Cathedral, vor uns das Museumsgebäude. Die Hängebrücke war nur für Fußgänger. Deren Tragseile sind seitlich angebracht, so hatten wir freien Blick die Themse entlang bis zur Tower Bridge.

Geplant wurde die Brücke von Norman Foster und dem Bildhauer Anthony Caro. Von Foster stammt auch die gläserne Reichstagskuppel in Berlin; Caro starb vor einem halben Jahr.

Den Umbau des Museums, einem ehemaligen Kraftwerk, plante das Architekturbüro Herzog & de Meuron. Wir kennen von ihm in München die Allianz Arena und die Hypo-Kunsthalle; aus der Presse die Elbphilharmonie in Hamburg, ein Skandalbau, der sich schon 7 Jahre im Bau befindet.

Die Tate ist das größte Museum der Welt für die klassische moderne und gegenwärtige Kunst.

Die Präsentation ist nicht in Epochen gegliedert, sondern thematisch, wie z.B. Dichtung und Traum oder Idee und Objekt. So aufbereitet versteht man die Kunst unserer Zeit und ihre Entwicklung vielleicht besser. Jedenfalls sahen wir viele Schulklassen.

Interessant fand ich die vornehme Schulkleidung der Kinder: Blazer mit Emblem, schwarze Hose, weißes Hemd und Krawatte. Raufen und Kleckern beim Essen kann ich mir so, im feinen Anzug, nicht vorstellen.

Groß war das Museum, bald waren wir zu müde noch etwas aufnehmen zu können. Aber es war wunderschön, die vielen Bilder, die ich kannte, hier im Original zu sehen. Jedes Mal freute ich mich, wenn ich Werke, die ich nicht kannte, einem Künstler zuordnen konnte.

Mit einer großen Filztasche für Din A5 Zeichenblöcke und verschiedenen Bleistiften aus dem Museumsladen gingen wir wieder auf der Millennium Bridge zurück. Da fiel mir auf, dass die Museumsbesucher hauptsächlich Ausländer waren, weil ausnahmsweise auf der Brücke Rechtsverkehr herrschte.

Drei Museen in München

Ein bedeckter Himmel und einzelne Schauer waren für uns das ideale Museumswetter um nach München zu fahren.

Unsere erste Station war die Stuckgalerie mit der Ausstellung „Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk – Europa und Amerika 1800-1948“.

Die Villa Stuck ist selbst ein Künstlerhaus. Der Maler Franz von Stuck entwarf den neoklassizistischen Bau und die Innengestaltung im Stil zwischen Historismus und Jugendstil. Sein diesjähriger 150. Geburtstag war für das Museum der Anlass, Häuser von anderen Künstlern zu zeigen. Es präsentiert insgesamt 20 Gebäude vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts, in Form von Fotografien, Gemälden und Originalobjekten.

Obwohl ich nur wenige Künstler kannte, wie Claude Monet, Max Ernst und Georgia O´Keeffe, sprang der Funke schnell über. „Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk bleibt als Ausdrucksform unerschöpflich.“, war am Eingang zu lesen und ich empfand es genau so und spürte in jedem Raum „Die Sehnsucht nach Individualität und Gesamtheit“.

Kurz war unser Besuch im Brandhorstmuseum. Intensiv sahen wir nur die neu erworbenen Gemälde von Ed Ruscha an, die er fotorealistisch gemalt hat:
Old Book Then“ (2011) ein aufgeschlagenen Buch mit weißen Blättern,
Old Book Today“ (2011-2012) mit vergilbten Seiten und
Old Book With Wormholes“ (2012) mit Flecken und Wurmlöcher.

Obwohl wir schon sehr müde waren, gingen wir noch in die Pinakothek der Moderne; wir wollten noch die Fotos von Jeff Wall sehen.
Am besten gefiel mir sein „Thinker“ von 1986, den er in der gleichen Stellung fotografierte wie die Denker-Skulptur von Auguste Rodin. Im Bild „The Eviction“, eine Aufnahme einer Straße, musste mich erst Tano auf die Zwangsräumung hinweisen. Ich war einfach zu müde, noch alles aufnehmen zu können.

Zeichnen am Donnerstag – Nr. 29

Diesmal gibt es von mir einige Portraitstudien zu sehen. Mann könnte meinen, ich habe meine Modelle direkt in der Hölle gefunden, so gruselig und dämonisch sehen sie aus. Mein Zeichentreff am Donnerstag hatte mich aber nicht in die Unterwelt geführt, sondern in die Sonderaustellung Krampus & Perchten im Jagd- und Fischereimuseum in München. Dort werden noch bis zum 2. Februar diese wunderbar teuflischen Masken ausgestellt.

Tuschestift mit AquarellKrampus und Perchten 1

Tuschestift
Krampus und Perchten 2

Bleistift
Krampus und Perchten 3

Tintenstift (mit Wasser vermalt)
Krampus und Perchten 4

Zeichnen am Donnerstag – Nr. 28

Mit meinem ersten Eintrag im neuen Jahr schließe ich mich an den von Tona an – auch bei mir ist das Thema Krippen. Zwar ist Weihnachten längst vorbei und das neue Jahr im vollen Gange, die Krippenausstellung im Bayerischen Nationalmuseum hat aber noch geöffnet und ich war wieder einmal dort zum Zeichnen.

Zwei Soldaten
Tuschestift mit Aquarell
Mein erster Versuch den Arm mit der Lanze zu zeichnen ging daneben, man sieht ihn deshalb noch „geisterhaft“ im Hintergrund.
Soldaten

Marktgetratsche
Bleistift mit Aquarell
Diese Skizze habe ich fast blind mit Bleistift skizziert. Im Ausstellungsraum war es so finster, dass ich die Striche auf meinem Block nur schemenhaft erkenn konnte. Das Aquarell habe ich dann Zuhause bei Licht hinzugefügt.
Marktgetratsche

Spitzbart
Tuschestift
Bei diesen beiden Figuren hat mir der Bart so gut gefallen.
Spitzbart

Meine alten Beiträge zur Krippenausstellung im Bayerischen Nationalmuseum kann man hier und hier nachlesen.

Krippenweg und Krippenausstellung in Tegernsee

Die Weihnachtszeit endet für die meisten Leute heute am Dreikönigstag. So werden wir morgen unsere vier Krippen abholen, die wir für den Tegernseer Krippenweg ausgeliehen hatten. Die Krippen, die in den Schaufenstern ausgestellt waren, sollten hauptsächlich die Besucher des weihnachtlichen Schlossmarktes dazu verleiten, die Geschäfte im Ort zu besuchen. 40 Geschäftsleute machten mit, einige waren ehrlich begeistert und einige weniger. Knapp war der Platz gerade in den großen Schaufenstern. Maria und Josef waren erneut auf Herbergssuche.

Unter der Tenne

Unter der Tenne ausgestellt in der Glaserei Moser

Viel Platz fanden die Krippen, die die Krippenfreunde-Tegernsee-Tal im Quirinal Tegernsee mit viel Liebe und Können aufgebaut hatten. Sie sind noch bis zum 2. Februar zu besichtigen. Die Kirche beendet erst an diesem Tag den Weihnachtsfestkreis.

Reichlich ist die Auswahl: historische Kastenkrippen, die das Stiftlandmuseum Waldsassen ausgeliehen hatte; 100 Santos in provenzalische Landschaft mit südfranzösischem Dorfleben; ebenfalls die mit 100 Figuren bestückte Stegmeierkrippe; bayerische Krippen; Wurzelkrippen und viele mehr.

Ich konnte meine Stelenkrippe, die Straße mit Halb-Relieffiguren und das Rottacher Rathaus ausstellen, Riccardo zwei Bilder in der Technik Bleistift und Tusche auf Papier.

Weihnachtszene vor dem Rathaus Rottach-Egern (Steinzeug glasiert):
Rottacher Rathaus

Vor 18 Jahren hatte ich die Krippe gebaut. Ich versetzte die Weihnachtsgeschichte in unsere Zeit und wählte das Rathaus als Kulisse.

Vor dem überdachten Eingang der Tourist Info sind die heilige Familie und bayerische Hirten in Miesbacher Tracht aufgestellt (Herberge bekamen sie nicht).
Am Eingang zur Gemeindeverwaltung kümmern sich die damaligen Bürgermeistern des Tegernseer Tales: Fischbacher und Niedermaier (mit Bürgermeisterkette) um die drei Weisen. Hatzl und Cnyrim, auch ehemalige Bürgermeister, beobachten das Geschehen vom Balkon aus. Für drei Frauen ist der hohe Besuch sensationeller als die herbergslose Familie.

Das Gebäude erzählt von alten Zeiten, als der Rathausturm mit Schindel gedeckt und das Haus noch mit Rathaus und Kuramt beschriftet war.